Die längste Rezession der Zweiten Republik hält an. Gebremst wird Österreichs Wirtschaft durch schwache Industrie-Exporte, Konsumzurückhaltung, Sparpläne der neuen Regierung sowie US-Zölle. Wifo und IHS haben am Donnerstag ihre Konjunkturprognose für 2025 massiv gesenkt und erwarten ein drittes Rezessionsjahr. Im Dezember ging man noch von einem Wirtschaftswachstum von 0,6 bzw. 0,7 Prozent für heuer aus, nun wird ein Rückgang um 0,3 bzw. 0,2 Prozent prognostiziert.
Video: APA/bes
Thumbnail: APA/Hans Klaus Techt
Mehr zum Thema und die neuesten Updates auf https://www.derstandard.at.
Video: APA/bes
Thumbnail: APA/Hans Klaus Techt
Mehr zum Thema und die neuesten Updates auf https://www.derstandard.at.
Kategorie
🗞
NewsTranskript
00:00Die längste Rezession der Zweiten Republik hält an, WIFO und IHS haben am Donnerstag
00:05ihre Konjunkturprognose für 2025 massiv gesenkt und erwarten ein drittes Rezessionsjahr.
00:13Heuer fällt das reale Bruttoinlandsprodukt in Österreich um 0,3 Prozent.
00:19Somit wird 2025 das dritte Rezessionsjahr in Folge.
00:26Schon 2023 ist die österreichische Volkswirtschaft um ein Prozent geschrumpft, 2024 ist sie
00:32um 1,2 Prozent kleiner geworden.
00:34Noch nie in der Nachkriegsgeschichte ist unsere Volkswirtschaft so lange geschrumpft.
00:41Das BIP wird 2025 um zweieinhalb Prozent kleiner sein als 2022, pro Kopf gerechnet sogar um
00:51vier Prozent kleiner als 2022.
00:55Die Wirtschaftsleistung ist um circa 1.700 Euro pro Einwohnerin gefallen.
01:02Nirgendwo sonst in der EU oder in der OECD ist die Wirtschaftsleistung stärker rückläufig
01:09als in Österreich und selbst wenn 2026 das Wachstum zurückkehrt, wird es schwach bleiben.
01:18Österreich steckt also in einer Wirtschaftskrise und mittlerweile ist klar, die Krise ist zu
01:24einem großen Teil strukturell und nicht bloß zyklisch, sie ist zu einem großen Teil hausgemacht
01:32und nicht bloß importiert und von selber geht die Krise nicht weg.
01:38Die neue Bundesregierung muss mutige Strukturreformen auf den Weg bringen, um den Abstieg zu stoppen.
01:47Wenn nicht entschlossen gehandelt wird, dann blicken wir 2029 auf ein ganzes Jahrzehnt
01:54ohne Wachstum zurück.
01:56In den Wirtschaftswissenschaften wird in diesem Zusammenhang von einer Lost Decade gesprochen.
02:03Mein Kollege Gabriel Felbermayr hat eben ein sehr düsteres, aber leider unbedingt richtiges
02:08ungeschminktes Bild der wirtschaftlichen Lage gezeichnet, in der sich Österreich derzeit
02:12befindet und hat einen ziemlich lauten Weckruf angestimmt, dass nun je eher, desto besser
02:18ein Paket ambitionierter Reformen auf den Weg gebracht werden muss, um den festgefahrenen
02:23Wachstumskarren aus dem Dreck zu ziehen.
02:24In diesen Weckruf möchte ich uneingeschränkt einstimmen.
02:29Es gibt keine wirkliche Alternative zu tiefgreifenden Anpassungen, die gewohntes Aufbrechen und
02:34vielen etwas abverlangen werden.
02:36Dafür braucht es jetzt eine nationale Kraftanstrengung.
02:40Das Gute ist, die Hebel, um die wirtschaftliche Dynamik in unserem Land nachhaltig zu entfachen,
02:45wieder zu entfachen, haben wir zu einem Guteil selbst in der Hand, denn die Probleme, Gabriel
02:49Felbermayr hat darauf hingewiesen, mit denen wir konfrontiert sind, sind zu einem Guteil
02:52eben nicht importiert, sondern hausgemacht.
02:55Diese Probleme haben sich zwar schon länger aufgebaut, aber die Dringlichkeit zu handeln
02:59ist in den drei Monaten, die seit der Winterprognose vergangen sind, noch einmal deutlich größer
03:05geworden.
03:06Bremst wird Österreichs Wirtschaft durch schwache Industrie-Exporte, Konsum-Zurückhaltung,
03:10Sparpläne der neuen Regierung sowie US-Zölle.
03:13Wenn wir wieder nachhaltiges Wachstum in Österreich sehen wollen, dann braucht es massive Reformen,
03:19Reformen, die im Inland ansetzen, unter die die reale Wirtschaftsleistung und die Haushaltseinkommen
03:26wieder in ein gesundes Gleichgewicht bringen.
03:30Die Sparanstrengungen in den öffentlichen Budgets sind ein Teil davon, aber es braucht
03:36auch Anpassungen von Pensionen, Löhnen, Sozialleistungen.
03:40Insgesamt ein Rendezvous mit der Realität.
03:44Die Krisen haben uns ärmer gemacht, das lässt sich nicht länger vertuschen.
03:49Große Herausforderung also, groß genug, um zu rechtfertigen, dass die neue Bundesregierung
03:54in den Krisenmodus wechselt, ohne dabei allerdings in Panik zu verfallen.
03:59Krisenmodus, das heißt für mich zügiges und pragmatisches Handeln für zielgerichtete
04:03Anpassungsmaßnahmen.
04:04Das Regierungsprogramm und die bereits vorliegenden Pläne für den Doppelhaushalt 2025-2026 zeigen
04:12durchaus diese Qualitäten.
04:14Es bräuchte aber angesichts der gravierenden strukturellen Wirtschaftsprobleme noch mehr
04:18Mut zu unpopulären Entscheidungen und schwierigen effizienzsteigenden Strukturreformen.
04:23Um die Akzeptanz dafür zu sichern, gilt es dabei, die soziale Balance zu wahren und Überforderungen
04:29sowohl der Unternehmen als auch der privaten Haushalte zu vermeiden.
04:33Wir haben eben aber gehört, dass auch die privaten Haushalte einen nicht unwesentlichen
04:38Teil der Anpassungslast werden tragen müssen, weil eben ihre verfügbaren Einkommen davongelaufen sind.
04:44Der lang erwartete Aufschwung wird laut IFO und IHS 2026 kommen, sollte sich die österreichische
04:51und die globale Wirtschaft im laufenden Jahr sowie derzeit prognostiziert entwickeln.