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Die EU ist bei den Verhandlungen über ein mögliches Ende von Russlands Angriffskriegs gegen die Ukraine weitgehend außen vor. Das wird auch nach dem jüngsten Telefonat von Trump und Putin deutlich.

Trump hatte am Dienstag in einem Telefonat versucht, Russlands Präsident Putin zu einer Waffenruhe zu bewegen. Es konnte jedoch lediglich eine Einigung darauf erzielt werden, dass Russland 30 Tage keine Energieanlagen im Nachbarland beschießt, wenn auch die Ukraine auf solche Angriffe verzichtet.

Der ukrainische Präsident Selenskyj sagte dazu, sein Land unterstütze die Idee, brauche aber noch Informationen, worauf genau sich Trump und Putin geeinigt hätten.

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Transkript
00:00Das Telefonat zwischen US-Präsident Trump und dem russischen Präsidenten Putin wurde mit großer Spannung erwartet.
00:06Eine allgemeine Waffenruhe im Ukraine-Krieg kam dabei aber nicht heraus.
00:10Vereinbart wurde stattdessen eine Aussetzung der Angriffe auf die ukrainische Infrastruktur für 30 Tage.
00:15Die Gespräche über eine Feuerpause sollen nach US-Angaben am Sonntag in Saudi-Arabien weitergehen.
00:21Unterdessen hat das russische Militär erneut mehrere Regionen in der Ukraine mit Drohnen angegriffen.
00:27Der ukrainische Präsident Zelensky kritisierte das russische Vorgehen.
00:31Ein erster Schritt zum Frieden für sein Land. Präsident Zelensky gestern auf Staatsbesuch in Finnland.
00:37Hier erfährt er, worauf sich Trump und Putin am Telefon geeinigt haben.
00:41Er drängt auf Mitsprache, will selbst nochmal mit Trump sprechen.
00:45Ich vertraue Putin nicht. Deshalb sage ich, wir müssen verstehen, wie das technisch ablaufen soll,
00:51damit eine Vereinbarung nicht nur von ihrem Willen abhängt.
00:56Im Weißen Haus hatte Präsident Trump mit Kreml-Chef Putin telefoniert.
01:00Ein sehr gutes und produktives Gespräch, postet Trump.
01:04Das Ergebnis, so Washington, eine Pause der Angriffe auf Energieinfrastruktur für 30 Tage, wenn die Ukraine zustimmt.
01:11Eine allgemeine Waffenruhe sei langfristig das Ziel. Darüber soll weiter verhandelt werden.
01:17Auch aus Moskau ein Statement, Putins Bedingungen für eine Friedenslösung,
01:21die Militärhilfen an Kiew und das Bereitstellen von Geheimdienstinformationen müssten komplett eingestellt werden.
01:27Man will weiter mit den USA beraten.
01:30Was wir jetzt schon sehen, ist, dass Russland Zeit kaufen will.
01:35Es hat einem bedingungslosen Waffenstillstand nicht zugestimmt.
01:39Wladimir Putin sieht Vorteile, wenn er länger direkt mit Donald Trump spricht.
01:47So lange gehen die Kämpfe weiter. Noch ist eine umfassende Feuerpause nicht in Sicht.
01:52Wie das Telefonat zwischen Trump und Putin in Washington und Moskau aufgenommen wurde,
01:57das haben am Abend unsere Korrespondentinnen in den Tagesthemen eingeordnet.
02:01Zunächst eine Einschätzung von Sarah Schmidt aus Washington zu der Frage,
02:05ob auch geschäftliche Interessen bei dem Gespräch eine Rolle gespielt haben könnten.
02:09Ja, das könnte zwei Facetten haben.
02:12Zum einen ist Donald Trumps Motto America first, eben auch in Beziehung mit anderen Ländern, mit Partnern.
02:18Und da könnte er sich eben etwas von erhoffen, von einem Frieden in der Ukraine.
02:23Sein Außenminister Marco Rubio hatte gesagt, es gäbe da außergewöhnliche Möglichkeiten.
02:28Also möglichst viel für die Amerikanerinnen und Amerikaner rausholen, so Trumps Motto.
02:33Das zweite Rational könnte sein, dass er versucht, möglicherweise Wladimir Putin zu locken.
02:37Denn Russland ist ja mit Sanktionen belegt, auch aus den USA.
02:41Und so könnte Trump vielleicht sich erhoffen, dass Wladimir Putin zu Zugeständnissen bereit ist.
02:47Das ist aber ein etwas riskantes Spiel, denn bisher scheint es so zu sein,
02:51dass Wladimir Putin Donald Trump doch etwas hinhält, so meine Interpretation.
02:55Der Wille zu einem Frieden, der nach Russlands Bedingungen verläuft, den gibt es hier.
03:00Das Ziel bleibt immer dasselbe.
03:02Russland will die Ukraine in seinen Einflussbereich ziehen, wie auch immer, ob mit Frieden oder Krieg.
03:08Und wenn der Frieden so aussieht, dass Russland sich da durchsetzt, dann ist man hier auch für Frieden.
03:13Man hat hier heute auch wieder gesagt, ja man wolle Frieden,
03:18aber es müssten natürlich auch die Ursachen für den Konflikt beseitigt werden.
03:22Und als Ursache sieht man hier nicht etwa die eigene Politik oder gar den russischen Einmarsch,
03:26sondern das, womit man schon den Einmarsch damals begründet hat,
03:30nämlich dass da angeblich ein Nazi-Regime an der Macht sei in der Ukraine, das müsse weg.
03:35Das soll heißen, man will einen Führungswechsel hier in Russland erwirken, in der Ukraine.
03:41Jetzt soll erstmal weiter verhandelt werden.
03:45Es gibt da noch andere Forderungen, dass man zum Beispiel auch die Waffenhilfen für die Ukraine einstellt.
03:49Jetzt geht das Ganze erstmal in Arbeitsgruppen, es wird weiter verhandelt.
03:53Man hat Trump signalisiert, dass man einen kleinen Schritt gegangen ist.
03:57Also Russland kann etwas Trump anbieten, was Trump als Erfolg verkaufen kann.
04:02Aber Russland hat jetzt auch erstmal wieder Zeit gewonnen.
04:05Und jetzt schauen wir nach Kiew, dort ist unser Korrespondent Vasili Golod.
04:09Vasili, erst telefonieren Trump und Putin miteinander, dann startet Russland zahlreiche Drohnenangriffe auf die Ukraine.
04:16Wie beurteilt die politische Führung in Kiew das Telefonat zwischen dem amerikanischen und dem russischen Präsidenten?
04:26Die politische Führung konkret, der ukrainische Präsident Volodymyr Zelenskyy hat klar betont,
04:31in einer Pressekonferenz am Abend, dass er zunächst Details erwartet.
04:35Es gab schon Gespräche zwischen der ukrainischen Delegation und der US-Delegation.
04:40Auf Ebene des Leiters der ukrainischen Delegation, Andriy Yermak, das ist der Chef des ukrainischen Präsidialamts,
04:47und dem nationalen Sicherheitsberater von Trump, Walz, und auch Rubio hat mit Yermak gesprochen.
04:55Aber Zelenskyy wünscht sich natürlich ein direktes Gespräch mit Donald Trump,
04:59um direkt die Informationen über das Gespräch zu bekommen.
05:03Grundsätzlich ist man in der Ukraine nicht überrascht über die russische Strategie,
05:08zunächst Ja zu sagen, dann aber ein großes Aber hinterherzuschieben.
05:12Denn die Ukraine hat sich mit den USA ja auf einen vollständigen 30-tägigen Waffenstillstand geeinigt,
05:17in Jeddah in Saudi-Arabien.
05:19Russland hat das klar abgelehnt und nur gesagt, dass man bereit sei,
05:23über das Aufhören von Angriffen auf Energieinfrastruktur nachzudenken.
05:40Nach der Deutung des ukrainischen Präsidenten liegt das daran,
05:43dass Russland zahlreiche neue Offensivaktionen an verschiedenen Teilen der Front plant
05:48um die Ukraine militärisch unter Druck zu setzen.
05:51Warum Russland bereit sich zeigt, im Bereich der Energieinfrastruktur zu sagen,
05:57ja da könnten wir auf Angriffe verzichten, liegt daran, dass Russland sehr stark darunter leidet.
06:02Denn die Ukraine hat in den vergangenen Monaten mit eigenen Drohnen,
06:06die hier entwickelt worden sind, immer wieder Angriffe auf russische Erdöl-Rohstofflager durchgeführt.
06:13Das schmerzt einerseits die ukrainische Kriegsführung,
06:16das tut aber der russischen Wirtschaft auch extrem weh.
06:21Und deshalb hat Moskau, der Kreml, versucht mit diesem Schritt das eigene Interesse durchzudrücken,
06:27es aber so aussehen zu lassen, als würde man zu einem Teil-Waffenstillstand bereit sein.
06:32Lass uns noch einmal über einen weiteren Aspekt sprechen, Vasili.
06:36In einem Interview hat Donald Trump gesagt, dass tausende ukrainische Soldaten eingekreist seien
06:42und Russland einen Vorteil habe.
06:44Das hat die Ukraine ja zurückgewiesen.
06:46Worauf stützt Trump diese Aussage?
06:51Aller Wahrscheinlichkeit nach stützt Trump diese Aussage auf das,
06:56was er von Wladimir Putin, dem russischen Machthaber, gehört hat in den persönlichen Gesprächen.
07:02Denn sowohl die ukrainische Seite verneint das,
07:05als auch unabhängige Experten, Militärbeobachter, die diesen Krieg analysieren,
07:11die sagen, ja, die Ukraine ist in einer schwierigen Lage in der russischen Region Kursk,
07:16weil Russland mit aller Macht militärisch und auch mit Unterstützung der nordkoreanischen Soldaten drückt,
07:23Gebiet dort zurückerobert.
07:25Aber von einer Einkesselung könne aktuell nicht die Rede sein.
07:30Lass uns noch einmal ganz allgemein über das Verhältnis der Ukraine zu den USA
07:34und das Verhältnis von Präsident Zelensky zu Trump beleuchten,
07:37insbesondere eben auch nach der Begegnung der beiden im Weißen Haus.
07:40Als wie verlässlich wird Trump in der Ukraine noch betrachtet?
07:43Kann er wirklich Frieden bringen oder sieht sich die Ukraine inzwischen als Spielball in Trumps Händen?
07:52Die Zweifel sind doch deutlich gewachsen.
07:54Es gab zu Beginn von Trumps Amtszeit große Hoffnungen auf ihn,
07:59in Teilen der ukrainischen Bevölkerung, auch in der politischen Führung,
08:03dass man geglaubt hat, naja, er könne Frieden durch Stärke durchsetzen,
08:06indem er Russland, den Aggressor, unter Druck setzt.
08:09Das, was Trump aber tut, ist, das Opfer, die Ukraine, unter Druck zu setzen,
08:13die Ukraine zu Eingeständnissen zu drängen.
08:16Und mit Blick auf Russland fehlen diese Töne völlig.
08:19Deshalb sind die Zweifel gewachsen.
08:21Aber, und das ist die Erwartung in der ukrainischen Gesellschaft,
08:24dass es Präsident Zelensky und den ukrainischen Diplomatinnen und Diplomaten doch gelingt,
08:30einen Druck aufzubauen durch gute Argumente, indem man Donald Trump überzeugt,
08:36dass es auch für die USA sinnvoller ist, die Ukraine zu unterstützen.
08:40Und vor allem, dass es sinnvoller ist, Druck auf Russland auszuüben,
08:43um den Krieg wirklich zu einem nachhaltigen Frieden zu verwandeln.
08:48Das ist das, worauf hier die Gesellschaft setzt,
08:51dass es doch gelingt, mit Diplomatie bei Donald Trump Erfolg zu haben.
08:56Basili, eine ganz kurze Schlussfrage noch.
08:58Die Verhandlungen über ein Ende des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine sollen weitergehen,
09:02ab Sonntag in Jeddah in Saudi-Arabien.
09:05Worüber soll da gesprochen werden?
09:09Es soll unter anderem darüber gesprochen werden, dass man die Angriffe im Schwarzen Meer beendet.
09:14Russland greift ja massiv Odessa und andere Häfen der Ukraine an.
09:19Die Ukraine hat immer wieder auch die russische Schwarzmeerflotte angegriffen.
09:23Auch ein Vorschlag, den Präsident Zelensky geäußert hatte,
09:27dass man sich auch im Schwarzen Meer auf eine Waffenruhe einigt,
09:30das hat Russland zunächst abgelehnt, ist aber zu diesen Gesprächen bereit.
09:33Man erwartet aus ukrainischer Sicht, dass Russland diese Gespräche nutzt,
09:37um alles in die Länge zu ziehen, um den Frieden in die Länge zu ziehen
09:40und um weiter militärisch zu versuchen, die eigenen Ziele zu erreichen.
09:44Die Diplomatie ist eher eine weitere Front, so sieht man das in der Ukraine für Russland.
09:49Man will aber selbst alles daran setzen, um mit den Gesprächen zu einem Erfolg zu kommen,
09:55um bei Gesprächen, die man mit den USA führt von ukrainischer Seite,
10:00die USA dazu zu bringen, den Druck auf Russland zu erhöhen und so die Situation zu verändern.
10:04Vassili Golot in Kiew, vielen Dank für diese Informationen.
10:07Und über die russische Perspektive sprechen wir in wenigen Minuten mit unserer Russland-Korrespondentin.

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