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00:00Pü, ja.
00:28Das Orakel von Delphi.
00:30Ich erkenne in den Dämpfen runde Bauten, Männer kämpfen, an den Seiten sitzen viele und betrachten sich die Spiele.
00:49Ich kann sehen, das ergibt sich 1972.
00:56Ich zeige mir die Dämpfe, München heißt das Dorf der Kämpfe.
01:10Ja, meine Damen und Herren, das war der fröhliche Anfang, aber in weniger als 500 Tagen wird es mit den heiteren Spielen von München ernst.
01:24Diese Spiele sind natürlich nicht nur einer Stadt anvertraut oder gar einer Regierung oder auch nur dem Sport allein, sondern uns allen.
01:38Es gibt, glaube ich, wenige Beispiele in der Nachkriegsgeschichte, dass wir Deutsche ein derart weltweites Vertrauen erfahren durften.
01:53Nun, meine Damen und Herren, ich weiß nicht, ganz so weltweit, wie der Herr Daume meint, ist denn das Vertrauen, das München genießt, wohl doch nicht.
02:05Nicht nur in den sozialistischen Staaten mehrt sich die Kritik an Methoden und Absichten, die man im Bonner Staat mit den Olympischen Spielen verbindet und die mit dem Olympischen Geist nichts zu tun haben.
02:17Das Internationale Olympische Komitee, IOC, warnt vor der Hetzpropaganda amerikanischer Agentensender in der Olympiastadt.
02:27Alle Orten verursachte es Kopfschütteln und rief Protest hervor, dass Bonn eine Münze prägen ließ, die in gleicher Weise Alleinvertretungsanspruch verkündete, wie sie gegen die Regeln des IOC verstößt.
02:41Denn Olympische Spiele werden ja nicht an Regierungen oder Staaten vergeben, sondern an Städte.
02:49Und die Olympiastädte sind immer nur die Ausrichter der Spiele.
02:53Veranstalter ist und bleibt das IOC.
02:57Brands Finanzminister indes verkündete auf seiner Münze anmaßend Olympische Spiele in Deutschland.
03:05Und das war kein Ausrutscher.
03:07Zwei Jahre vor den Olympischen Spielen soll der deutsche Sport seine Kräfte sammeln, um dann in München Medaillen sammeln zu können.
03:15Von allen Seiten wird Einsicht, Toleranz und Vertrauen erwartet.
03:20Sport im Dienste der Freiheit und Menschenwürde, darum geht es uns.
03:25Im Grunde genommen geht es hier, 22 Monate vor den Olympischen Spielen, bereits um die deutschen Medaillen.
03:31Medaillen. Zwar stehen Olympische Siege nicht im Regierungsprogramm, aber der Wähler von 1973 wird diese Regierung auch am Erfolg oder Misserfolg der deutschen Sportler in München messen.
03:44Es besteht Einigkeit, so denke ich, dass eine wirksamere Förderung des Sports möglich ist, wenn die privaten und öffentlichen Träger eng zusammenarbeiten.
03:58Solche Zusammenarbeit ist überfällig, aber die Praxis steckt voller Schwierigkeiten.
04:03Nur 32 Sportvertreter haben an diesem Tisch Platz.
04:06Der Kulturpolitische Beirat der Olympischen Spiele in München hat einen neuen Vorsitzenden, Bundeskanzler Willy Brandt.
04:14Der Bundesrepublik ist mit der Ausrichtung der Spiele eine große und ehrenvolle Aufgabe übertragen worden.
04:19Für uns bietet sich die Chance der Weltöffentlichkeit, das moderne Deutschland vorzustellen, sagte der Kanzler in seiner Regierungserklärung.
04:28Seit Jahren wird über die sportliche Misere in der Bundesrepublik Klage geführt.
04:33Es ist wohl nicht übertrieben, wenn ich hier feststelle, in nur wenigen Industrienationen der Welt wird der Breitensport so unterbewertet, ja gering geschätzt, wie in unserer Bundesrepublik.
04:47Die Geringschätzung des Sports zeigt sich besonders an Schulen und Hochschulen.
04:53Wir sind leider noch weit davon entfernt, den Sport als einen wesentlichen Teil von Erziehung und Bildung zu begreifen.
05:00Im Gegenteil, an drei Viertel aller Schulen wird nicht einmal die vorgeschriebene Sportstundenzahl gegeben.
05:09Sie haben sicherlich in dieser Richtung hin auch die Idee gehabt, die Stiftung Deutsche Sporthilfe in die Tat umzusetzen.
05:17Was haben Sie ihr eigentlich für Aufgaben zugedacht und was hat Sie bewogen, einen Unternehmertyp wie den Olympiasieher Josef Neckermann zu Ihrem Vorsitzenden zu machen?
05:26Ja, ich habe das Gefühl, das war eine gute Wahl.
05:30Und die Hauptaufgabe, die erste Aufgabe war die Lösung der aufgeworfenen sozialen Probleme unter Beachtung der Amateurbestimmungen, wie sie nun mal im Raum stehen.
05:48Nun, meine Damen und Herren, das waren sieben Ausschnitte aus vier Sendungen des westdeutschen Fernsehens zum Sport und zu den Olympischen Spielen.
05:58Was besagen Sie?
06:00Im Grunde wird der Sport dort gering geschätzt.
06:05Kein Wunder, der Imperialismus hat noch niemals ein Herz gehabt für Sport und Sportler.
06:09Stets waren ihm Sportler nur nützliches Menschenmaterial und Sport nur Mittel zum dunklen Zweck.
06:18Und nun steht München vor der Tür und da muss, wir hörten es, der deutsche Sportkräfte sammeln, um Medaillen zu sammeln.
06:26Denn deutsche Medaillen werden ja zugleich als Erfolge für die Regierung und für das System gewertet.
06:33Und vor allem bietet sich die Chance, in der Weltöffentlichkeit das moderne Deutschland vorzustellen.
06:40Also deutscher Sport, deutsche Medaillen, das moderne Deutschland, das alles soll natürlich der westdeutsche NATO-Staat sein.
06:48Deutschland, Deutschland über alles.
06:50Und einer seiner Propheten heißt Neckermann.
06:52Neckermann macht es möglich.
06:54Er macht es zum Beispiel möglich, dass sein Versandhaus durch Diebstahl jüdischen Eigentums während des Hitlerreichs aufgebaut wurde.
07:03Aber was Neckermann nicht möglich machen kann und Herr Daumer auch nicht,
07:09das ist der Versuch, die Absicht zu verbergen, dass die Spiele in München für die politischen Zwecke der BRD missbraucht,
07:17dass die Leistungen der Sportler wie die Begeisterung der Jugend für Sport und Olympische Spiele
07:22mit Antikommunismus und Nationalismus verquickt werden sollen.
07:26Und im Grunde ging es um die alten Vokabeln,
07:32Alleinvertretungsanmaßung, Diskriminierung, Einmischung in die eigenen Probleme und so weiter.
07:43Das fiel mir, der ich zunächst antwortete, nicht sehr schwer, all das zu widerlegen.
07:54Das kann jederzeit festgestellt werden, dass wir, selbst wenn wir Alleinvertretung wollten,
08:01dass wir die hier gar nicht ausüben könnten.
08:03So dachte auch das Publikum in Bretzenheim.
08:06Draußen lief eine Polizeiaktion schon an, da war der Saal noch voll harmloser Begeisterung.
08:11Bäckermeister Dank ist Zeuge.
08:14Mich hat die Fahne nicht gestört.
08:15Ich bin als alter Turner hingegangen, um was Schönes, Turnerisches zu sehen.
08:20Sonst war mir alles egal, was da jetzt ist.
08:22Und ich habe auch die Fahne nicht gesehen, erst bis Herr Schneider aufmerksam gemacht hat,
08:28dass wir die Fahne entfernen sollten.
08:32Und da ist mir erst aufgefallen, dass die andere Fahne da hing.
08:35Waren Sie nun auch der Meinung, dass sie weg müsste?
08:37Ja, also ich habe gedacht, wenn ich unter dieser Fahne hierher komme,
08:43warum soll man nicht auch tönen unter dieser Fahne?
08:46Am Protest aus dem Publikum war der erste Versuch des TSG-Vorsitzenden gescheitert,
08:50auf Geheiß des Verfassungsschutzes das verbotene Tuch während der Veranstaltung wieder zu entfernen.
08:56Auf den Alarmruf der zwei Verfassungsschutzbeamten eilte nunmehr eine Polizeistreitmacht von 50 Mann herbei.
09:02Bis die Staatsgewalt einschritt, war das Tonen der Damen jedoch fast beendet.
09:06Und dann, wenn du dich zum Verfassungsschutze machen,
09:24aber ich kann nicht, dass man dich im Saal machen von dir.
09:29Die Olimsjahre 1972.
09:31Als das Tuch mit Hammer und Zirkel heruntergerissen war, zog die DDR-Mannschaft ab.
09:39Der TSG-Vorstand beurlaubte seinen Vorsitzenden Schneider,
09:42weil er zugelassen hatte, dass die Fahne aufgezogen wurde.
09:44Uns geht es nur um die Versachlichung der Sportbeziehungen.
09:50Dazu haben wir Vorschläge gemacht, die möglicherweise Gegenstand später Erörterungen sind,
09:57wenn Grundsatzfragen geklärt sind.
10:01Man dürfte also davon ausgehen, dass wir keine Alleinvertretung beanspruchen,
10:07dass wir keine Diskriminierung wollen.
10:11Aber, meine Herren, Sie sind, glaube ich, noch nicht am Kernpunkt der Dinge.
10:15Nehmen Sie den DDR-Athlet.
10:20Sie können doch nicht bestreiten, dass der DDR-Athlet mit allem Bewusstsein
10:26für den Sozialismus, für seinen Arbeiter- und Bauernstaat eintritt.
10:31Es ist in der DDR-Jugend ganz offenbar eine große Bereitschaft,
10:38zur Repräsentation dieses Staates Opfer auf sich zu nehmen.
10:42Aber unsere Breite ist noch nicht groß genug.
10:45Und deswegen kommt es so sehr auf die qualifizierte Führung in den Fachverbänden an,
10:49dass es gelingt, die gesamte deutsche Jugend zu begeistern,
10:52diese Anstrengungen auf sich zu nehmen.
10:54Das ist ein ganz entscheidender Punkt.
10:57Herr Darme, nicht nur auferstanden aus Ruinen ist eine Motivation für mitteldeutsche Jugendliche
11:04und für Leistungssportler zu siegen.
11:06Hinzu kommt die außerordentliche Wissenschaftlichkeit des DDR-Sports,
11:10die hervorragende Umsetzung wissenschaftlich-technischer Erkenntnisse in die Praxis.
11:14Hinzu kommt auch beispielsweise die Tatsache, dass der DTSB, der Deutsche Turn- und Sportbund,
11:19der DDR für 2 Millionen Mitglieder 120.000 Übungsleiter hat.
11:24Das sind nicht Fragen der Führung, sondern das sind Fragen der Wirksamkeit der Führung.
11:28Wann, glauben Sie, wird die Bundesrepublik aufhören, der DDR die sportliche Alleinvertretung Deutschlands zu überlassen?
11:35Naja, also man stößt sich an Namen.
11:42Unser NOK heißt nun mal...
11:45NOK für Deutschland?
11:46Für Deutschland, das ist eine traditionelle Sache.
11:50Und wenn gleich, das muss ich immer wieder betonen, mit keiner Silbe davon die Rede sein kann,
11:59dass wir beanspruchen, die olympische Sportbewegung der anderen Seite mit zu vertreten.
12:07Und es ist dieser, der Gebrauch Deutschlands, das ist ein schwieriger und darüber muss man sprechen.
12:19Also, Sie können stottern und sich drehen, wie Sie wollen und zu verdrehen versuchen, wie Sie wollen.
12:26Sie maßen sich an, Deutschland zu sein.
12:29Nur die Bonner Olympia-Organisationen und ihre Führer haben das Recht und die Fähigkeit,
12:36die Geschichte der modernen olympischen Spiele richtig darzustellen.
12:40Nur in der Bundesrepublik Deutschland können olympische Spiele in Deutschland stattfinden.
12:44Alleinvertretungsanmaßung reinsten Wassers und unreinster Gesinnung.
12:51Oft zu hören, in der Hochburg der Alleinvertretungsanmaßung in den westdeutschen Sportsendungen,
13:01nachzulesen in den offiziellen Werken, die vom Bonner NOK oder der Bonner Olympischen Gesellschaft veröffentlicht wurden.
13:08Meine Damen und Herren, unsere Gesellschaft zur Förderung des olympischen Gedankens in der Deutschen Demokratischen Republik
13:16hat ja vor zwei Wochen auf einer internationalen Pressekonferenz mit umfangreichem dokumentarischem Material nachgewiesen,
13:23wie sehr die olympische Idee des Schutzes bedarf vor Missbrauch.
13:27Weil die olympischen Spiele 1972 der ernsten Gefahr des Missbrauchs ausgesetzt sind
13:34und weil München nicht das Berlin von 1936 werden darf.
13:41Der deutsche Riese der Sport hat seine Zivilisationskrankheiten.
13:46Den Vereinsegoismus und die Sucht der nationalen Selbstbestätigung.
13:50Schreien für Schalke und brüllen für Deutschland.
13:52Oder vornehm gesagt, die Solidarisierung hinter Sieg.
13:56Da muss also wie immer erst mal einer kommen, der den Daume drauf hält, nicht?
14:02Denn es ist ja klar, eine Stadt wie München, die muss eigentlich einen Vogel haben, um sich um sowas zu bewerben, nicht?
14:09Es weiß doch jeder, was es da für einen Strauß auszufechten gilt.
14:13Ja, sehr, sehr witzig.
14:15Nur vergeht dieser ohnehin recht dünne Spaß recht rasch, wenn man den Militanten Antikommunismus bedenkt,
14:24den zum Beispiel Münchens Oberbürgermeister Vogel, SPD, vertritt und den das sogenannte olympische Lesebuch verströmt.
14:32Dieses in Wahrheit un-olympische Lesebuch von der Bonner Olympischen Gesellschaft herausgegeben,
14:39wird durch die Kultusminister der Bundesländer jeder Schule der BRD zur Verfügung gestellt
14:44und ist für jeden Schüler ab dem zwölfsten Lebensjahr bestimmt.
14:49Und, meine Damen und Herren, was hier an Geschichtsfälschung, an Antisowjetismus und Antikommunismus,
14:56an Nationalismus und Verharmlosung bis Verherrlichung von Militarismus und Narzissmus aufgeboten wird,
15:05das sucht seinesgleichen.
15:08Noch schneller vergeht einem das gequälte Lachen über die schwachen Scherze Münchens Vogel
15:13und der Strauß, den es auszufechten gilt, wenn man sich zwei Zitate dieses Franz Josef Strauß vor Augen hält.
15:21Einmal schrieb Strauß, eine Politik der gesamteuropäischen Auflockerung kann nur Schritt für Schritt zum Erfolg führen.
15:29Während dieser Periode müssen wir die Ost- und Südosteuropäischen Völker durch Kultur und wissenschaftliche Bindungen
15:37stärker an Westeuropa heranführen.
15:39Durch Jugend- und Akademikeraustausch, durch Tourismus, Sportveranstaltungen und viele andere passende Mittel.
15:48Es geht schließlich um die Wiederherstellung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung vom Bug bis zum Atlantik.
15:56Schreibt Strauß.
15:57Und als eine dieser passenden Sportveranstaltungen zur Wiederherstellung des Kapitalismus zwischen Atlantik und Bug
16:05sieht man in Bonn offensichtlich die Olympischen Spiele an.
16:09Weshalb Strauß jüngst sagte,
16:12die Vorbereitung und Durchführung der Olympischen Spiele ist eine ungewöhnliche Aufgabe,
16:16wie sie in Friedenszeiten selten gestellt wird.
16:19Naja, in Kriegszeiten ist sie meines Wissens noch niemals gestellt worden.
16:24Olympische Spiele können und konnten nur in Friedenszeiten stattfinden.
16:28Wieso also sollen Vorbereitung und Durchführung der Olympischen Spiele in München
16:33nun plötzlich eine ungewöhnliche Aufgabe sein, wie sie in Friedenszeiten selten gestellt wird?
16:42Bundesrepublikanische Sportführer nennen München ja die ideale Olympiastadt.
16:46Und gewiss ist München voller Sehenswürdigkeiten.
16:50Es hat auch einige, wenn auch wenige, gute historische Traditionen
16:54und liegt in einer reizvollen Umgebung durchaus.
16:58Aber alles Gerede von der Weltstadt mit Herz kann doch nicht abwaschen,
17:03dass in München eben nicht nur ein Hofbräuhaus steht,
17:07sondern auch der Bürgerbräukeller,
17:09wo Hitler seinen Marsch zur Feldherrenhalle nach Berlin, Wien, Prag, Kopenhagen, Oslo,
17:14wo Paris, Warschau und Stalingrad begann.
17:17Dass München von den Faschisten zur Stadt der Bewegung gekürt,
17:22zur Schandstätte des Münchner Abkommens gemacht wurde
17:25und heute eine Stadt der antikommunistischen Bewegung ist,
17:30ein Zentrum des militanten Antikommunismus.
17:34Von einem Missbrauch der olympischen Idee in München sprechen vor allen Dingen Polen und die DDR.
17:40Ihre Kritik richtet sich gegen die Tätigkeit zweier
17:43in der Bayerischen Landeshauptstadt stationierter amerikanischer Rundfunksender,
17:47die ihre Sendungen vornehmlich in den Ostblock ausstrahlen.
17:49Unklar ist bis zu diesem Augenblick,
17:51wie sich das Weiße Haus die Zukunft der beiden in München stationierten amerikanischen Sender
17:57Radio Freies Europa und Radio Liberty vorstellt.
18:01Klar ist nur zweierlei.
18:03Jede verdeckte Finanzierung durch den amerikanischen Geheimdienst CIA soll aufhören.
18:08Und zweitens, Präsident Richard Nixon ist den beiden Sendern ganz persönlich gewogen
18:13und möchte auf jeden Fall verhindern,
18:15dass deren Wirksamkeit vor, während und nach den Olympischen Spielen beeinträchtigt wird.
18:21Ja, das glaube ich.
18:23Nun hat ja das internationale Olympische Komitee gebeten,
18:27dass diese Sender während der Spiele ihre Propagandatätigkeit einstellen mögen.
18:35Aber Agenten um Verzicht auf ihre Agententätigkeit zu bitten,
18:40das kommt mir ein bisschen naiv vor, meine Damen und Herren.
18:43Und außerdem geht es gar nicht darum,
18:44dass diese Hetzsender nur während der Olympischen Spiele nicht hetzen sollen,
18:48sondern es geht darum, dass sie ihre Tätigkeit überhaupt einstellen.
18:53Dass Nixon solchen Sendern gewogen ist, das ist verständlich.
18:57Schließlich sind es die übelsten Instrumente seiner Globalstrategie.
19:03Unbeantwortet ist bis jetzt die Frage, wer künftig die 30 Millionen Dollar bezahlen soll,
19:10die seit Jahr und Tag von der amerikanischen Geheimorganisation CIA überwiesen worden sind.
19:17Die vergleichsweise beste Lösung des Problems wäre es nach Ansicht politischer Kreise in Washington,
19:23wenn aus den scheinbar privaten Rundfunkstationen künftig wirklich unabhängige Einrichtungen würden,
19:29die sich obendrein bemühen, ihre Hörer in den kommunistischen Ländern streng sachlich zu informieren.
19:36Also dieser Bölling rührt einen mit seinen Sing-Sang-Jeremiaden schier zu Tränen.
19:45Imperialistische Agentensender sollen also nicht mehr vom amerikanischen Geheimdienst finanziert,
19:50sondern unabhängig werden und streng sachlich informieren.
19:56Wer lacht da?
19:56In Wahrheit geht es, wie mir scheint, mehr um die Regierung in Bonn.
20:04Denn es ist ja die Regierung Brandt-Schiel, die die Tätigkeit dieser CIA-Sender auf dem Hoheitsgebiet der BRD
20:11von Jahr zu Jahr aufs Neue lizenziert.
20:16Wie wäre es, wenn die Regierung Brandt-Schiel sich mindestens ein bisschen ehrlicher machen
20:20und beim nächsten Termin die Lizenzen nicht verlängern würde?
20:25Wie nötig das ist, und nicht nur für den olympischen Frieden, sondern für den Frieden schlechthin,
20:30dass diesen sogenannten Sendern Freies Europa und Radio Liberty das Handwerk gelegt wird,
20:36davon können Sie, meine Damen und Herren, sich am Dienstag, dem 4. Mai, um 20.40 Uhr,
20:43und sich an dieser Stelle und auf dieser Welle in einem Dokumentarbericht selbst überzeugen.
20:49Aber zurück zu den olympischen Spielen.
20:52Der deutsche Anzeiger, er erscheint auch in München, schrieb,
20:56olympische Spiele werden nicht mehr gefeiert, sondern sie werden geführt wie Schlachten und Kriege.
21:02Armer Coubertin kann man da neu sagen.
21:04Aber das ist nicht etwa nur die Auffassung dieses deutschen Anzeigers oder des Franz-Josef Strauß oder Daumes.
21:11Hören Sie das zuständige Regierungsmitglied, den Polizeiminister Genscher?
21:18Sie haben völlig recht, wenn Sie sagen, dass wir in dieser Zeit vor allem auch mit Blick auf die olympischen Spiele
21:24einen handlungsfähigen Partner brauchen, der seine Probleme gelöst hat.
21:30Die Bundesregierung hat sich in ihrer Regierungserklärung mit einer, ich glaube, bisher nicht gekannten Breite
21:36zu dem Problem des deutschen Sports geäußert.
21:38Und ein zentraler Punkt dabei ist die Ankündigung der deutschen Sportkonferenz.
21:43Wie Sie mit Recht sagen, auf der einen Seite vertreten durch den Sport,
21:47auf der anderen Seite von den öffentlichen Händen.
21:50Um auf den Sonderausschuss Sport und Olympische Spiele zu kommen,
21:55den der Bundestag jetzt eingerichtet hat,
21:56eine Frage, die ich vielleicht an Sie mehr als an den erfahrenen Parlamentarier,
22:00als an den Minister richten möchte.
22:02Welche Möglichkeiten hat ein solcher Sonderausschuss,
22:06der ja den Vorteil hat, kein Unterausschuss, etwa des Innenausschusses zu sein?
22:10Dieser Ausschuss kann eine wertvolle Arbeit leisten,
22:13nicht nur im Ausschuss selbst,
22:14sondern natürlich auch in der Vertretung dieser Probleme im Deutschen Bundestag.
22:19Wir müssen, glaube ich, im Deutschen Bundestag gerade die Belange des Sportes
22:24mit besonderem Nachdruck diskutieren,
22:26auch in der ganzen Breite des Parlaments diese Probleme verständlich machen.
22:30Ja, Herr Beppo, gehen Sie zum Komitee.
22:33Der Präsident ist ein guter Freund von mir.
22:35Die sind sehr aufgeschlossen für solche Sachen.
22:37Ging es nur zu.
22:38Tja, meine Damen und Herren, da haben wir nun fast alles beisammen.
22:42Daumes, Alleinvertretungskomitee, diesen Münchner Spaßvogel
22:48und den Sonderausschuss Sport und Olympische Spiele des Bonner Bundestages.
22:54Da ist Neckermanns Stiftung, in der 200 führende Konzernvertreter, Politiker und Militärs
23:01die sportliche Aufrüstung der Bundesrepublik betreiben.
23:05Da ist die Deutsche Sportkonferenz unter Minister Genscher, FDP.
23:10Da ist der Beirat des Organisationskomitees unter dem Vorsitz des Bundeskanzlers Brandt, SPD.
23:17Und da sind der Bonner Sportbund und das Olympische Komitee,
23:21die in dieses ganze staatsmonopolistische System integriert sind.
23:27Das alles will nun also die Chance nutzen,
23:31in der Weltöffentlichkeit das moderne Deutschland vorzustellen.
23:35Und das ist 1936 schon mal versucht worden.
23:41Damit es kein Missverständnis gibt, meine Damen und Herren,
23:44wir sind nicht dagegen, dass die Olympischen Spiele in München stattfinden.
23:49Aber wir sind gegen jeden Missbrauch.
23:53Im Paragraf 3 der Olympischen Grundregeln heißt es,
23:56dass eins der Ziele der Olympischen Bewegung entgegen den Bonner Bestrebungen lautet,
24:03zur Achtung und zur Erhaltung des Friedens unter den Völkern beizutragen.
24:09Darum werden wir Schändern und Verfälschern der Olympischen Idee
24:12auf die Finger schlagen, wann immer sie dazu einen Anlass geben.
24:17Das ist ein Anlass, das ist ein Anlass.