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Transkript
00:00Musik
00:01Zur Stunde kann niemand sagen, wie man aus dieser Sackgasse herauskommen könnte
00:28und ob überhaupt noch Chancen für das geplante Treffen bestehen.
00:32Dazu nun aus Bonn ein Kommentar von Gustav Trampe.
00:36Nun, meine Damen und Herren, um es gleich vorweg zu sagen,
00:38im Augenblick macht sich hier kaum noch jemand Hoffnung,
00:41dass aus dieser Sackgasse ein Ausweg gefunden werden könnte.
00:44Man stellt sich hier darauf ein, dass das geplante Gipfeltreffen
00:47Wannstuhl vorläufig nicht zustande kommt.
00:50Diesen Eindruck habe ich jedenfalls in verschiedenen Gesprächen gewonnen,
00:53die ich heute Nachmittag hier geführt habe.
00:55Es steht schlecht um den gesamtdeutschen Dialog,
00:58dem Bundeskanzler Willy Brandt mit DDR-Ministerpräsident Stoff
01:01noch vor Ostern in Ostberlin beginnen wollte.
01:04Was uns normal dünkt, halten Stoff und Ulbricht für anormal und umgekehrt.
01:10Uns dünkt völlig normal, dass der deutsche Bundeskanzler
01:13auf der Reise nach Ostberlin entweder auf dem Hin- oder aber auf dem Rückweg
01:17Westberlin als Zwischenstation wählt.
01:20Als anormal, ja als Demonstration gegen Westberlin,
01:23würde es hierzulande darauf befasst,
01:25flöge der Kanzler direkt von Bonn nach Schönefeld
01:28und von Schönefeld wiederum direkt nach Bonn zurück.
01:31Wenn es zwischen den Regierungen der beiden Seiten zu Verhandlungen kommen soll,
01:35so der Ostberliner Ministerrat,
01:37dann sei es doch geradezu selbstverständlich,
01:39auf dem Bahnhof oder Fluchplatz der Hauptstadt anzukommen und abzureisen,
01:43in der die Regierung ihren Sitz hat, welche der Gast besucht.
01:46Dünkt uns die Ausklammerung Westberlins anormal,
01:50so wertet die andere Seite die Einbeziehung Westberlins
01:53in die Reiseroute schlicht als Provokation,
01:55ja als Versuch durch Aufrollung der kontroversen Westberlin-Frage
01:58neuen Konfliktstoff zu schaffen,
02:01mithin das Trennende zu betonen,
02:03das Brandt ja gerade zurückgestellt wissen wollte.
02:07So scheint heute kaum mehr strittig,
02:09dass Bonn einen kapitalen taktischen Fehler beginnt,
02:12als es Ostberlin als Ort der Gipfelbegegnung akzeptierte.
02:16Fest steht heute, die Wahl Ostberlins als Verhandlungsort
02:20bot der anderen Seite etliche Möglichkeiten für den Versuch,
02:23Kernfragen des innerdeutschen Gesprächs
02:25mit dem Mittel des Prozedere, des Protokolls,
02:28der Verfahrenstechnik zu ihren Gunsten vorwegzulösen,
02:31noch ehe die Hauptverhandlung überhaupt begonnen hatte.
02:34Ich fürchte, die Suche nach einem beiden Partnern
02:37akzeptablen anderen Treffpunkt als Ostberlin
02:39finde er sich nun in der DDR
02:41oder heiße er Helsinki oder Wien.
02:44Ich fürchte, die Suche begann zu spät.
02:48Barze appellierte an die Bundesregierung,
02:50in der Berlin-Frage keine Positionen aufzugeben.
02:54Die Frage, die entstanden ist,
02:56den Veröffentlichungen von drüben
02:57und dem Pressebild von hier,
03:00muss man daran erinnern,
03:01dass West-Berlin
03:03rechtlich zum Rechtsgebiet,
03:07zum Finanzgebiet,
03:08zum Wirtschaftsgebiet hier gehört
03:09und dass natürlich eine Ausklammerung
03:12West-Berlins im Zusammenhang mit diesem Besuch
03:16ein schwerer Schlag für diese Beziehungen wäre.
03:19Das Treffen zwischen Bundeskanzler Band
03:21und DDR-Ministerpräsident Stuhf kommt zustande.
03:25Diese erste Begegnung der Regierungschefs
03:26der Bundesrepublik und der DDR
03:28findet am nächsten Donnerstag in Erfurt statt,
03:31etwa auf halbem Wege zwischen Bonn und Berlin.
03:33Hier ein Blick über die thüringische Stadt Erfurt,
03:36die knapp 200.000 Einwohner hat,
03:38im Vordergrund der Dom und die Severikirche.
03:42Die Einigung über Ort und Termin
03:44für das innerdeutsche Gipfeltreffen
03:45wurde vor einer Stunde gleichzeitig
03:47in Bonn und Ost-Berlin bekannt gegeben.
03:50Nach den gleichlautenden Erklärungen
03:51geht sie auf einen Vorschlag der DDR-Regierung zurück.
03:55Ah ja, wahrscheinlich,
03:56weil die DDR die Gespräche hintertreiben wollte,
04:00wie ja gewisse Kaffeesatzleser
04:02im Westen orakelten
04:04und die Feinde der friedlichen Koexistenz
04:07bewusst und gezielt ausstreuten,
04:10um das Treffen zu hintertreiben.
04:13Eigentlich schade, meine Damen und Herren.
04:15Peter Merseburger ist auch sonst noch
04:18relativ vernünftig und wahrheitsliebend.
04:20Er müsste wissen,
04:21dass die Initiative nicht von Brandt ausging,
04:24sondern vom Staatsratsvorsitzenden
04:27und vom Ministerpräsidenten
04:28der Deutschen Demokratischen Republik.
04:30Und wer die Gespräche mit Vorbedingungen belastet hat
04:34und sie fast zum Scheitern gebracht hätte,
04:37das ist doch wohl recht eindeutig.
04:40Es dürfte kaum die DDR gewesen sein,
04:42die etwa verlangt hätte,
04:44der westdeutsche Kanzler
04:45möge die Reihe seiner völkerrechtswidrigen Provokationen
04:48in West-Berlin
04:49nun auch von der Hauptstadt
04:51der Deutschen Demokratischen Republik aus fortsetzen.
04:54Und das war Bondsgeschoss.
04:56Und so ging es ja wohl nicht.
04:59Engelsgeduld und höchstes Entgegenkommen
05:02waren also auf Seiten der DDR.
05:05Und ihr allein ist es zu danken,
05:07wenn Erfurt nun stattfindet.
05:10Eine ganze Reihe von Leuten im Westen
05:12reagierte süß-sauer.
05:14Jeden langwierigen Erörterungen
05:18über das Beginn des Meinungsaustauschs
05:22zwischen den Regierungschefs
05:25der Bundesregierung und der DDR
05:30jetzt mit einem Ergebnis
05:35beendet werden kann,
05:39der der Überzeugung beider Seiten entspricht,
05:43dass man einen solchen Meinungsaustausch
05:46beginnen muss und wird.
05:50Dass Situation für manche vielleicht mager
05:53in Wirklichkeit ein Gerippe,
05:57das erkennen lässt,
05:59dass diese schwierigen Schritte,
06:04die wir im Einvernehmen mit
06:07unseren westlichen Vertragspartnern
06:12in Richtung einer Verständigung
06:13mit den östlichen Nachbarn tun
06:18und auch zwischendeutsch tun,
06:20dass die nicht ins Leere gehen.
06:23Das ist wohl das Entscheidende,
06:25das man heute sagen darf,
06:26ohne an irgendeinen Punkte zu spekulieren.
06:29Willy Brandts Absicht,
06:31über West-Berlin zum Amtssitz
06:33Willi Sturfs zu fahren,
06:34war von den kommunistischen Unterhändlern
06:36bekanntlich schroff zurückgewiesen worden.
06:39Es war die Rede
06:40von einer völkerrechtswidrigen Handlung
06:42und mir schien es eine halbe Kapitulation
06:46vor dieser Auffassung zu sein,
06:48dass die Bundesregierung
06:49in einer Zwischenphase
06:50offenbar bereit war,
06:52West-Berlin bei der Anreise Brandt
06:54auszulassen
06:55und es nur auf der Rückfahrt zu berühren.
06:59Aber auch das war den Männern der SED zu viel.
07:03Erfurt ist nun natürlich kein neutraler Ort.
07:06Die SED-Regierung wird die Wahl dieses Platzes
07:09wahrscheinlich so auslegen,
07:11als habe Bonn sich dem West-Berlin-Tabu beugen müssen.
07:15Das ist mehr als ein Schönheitsfehler.
07:17Selbstverständlich wird der Bundeskanzler
07:20bei der Vorbereitung der Reise nach Erfurt
07:22die Mitglieder des Bundeskabinetts
07:25und die Vorsitzenden der Bundestagsfraktionen,
07:28also auch die Führer der Fraktionen der CDU-CSU,
07:32zu Rate ziehen.
07:34Worauf es in unseren Augen ankommt,
07:37ist, und dass dabei die Bundesregierung
07:39uneingeschränkt bei ihrem Bestandpunkt bleibt,
07:43dass eine völkerrechtliche Anerkennung
07:45des anderen Teils des Deutschlands
07:47nicht in Frage kommt.
07:49Für uns geht es im Kern
07:51um das Selbstbestimmungsrecht
07:53der Deutschen in der DDR.
07:56So wenig wie wir für uns selbst
07:58auf Freiheit und Selbstbestimmung
08:00verzichten können,
08:02so wenig dürfen wir dies
08:04zu Ungunsten unserer Landsleute
08:07im anderen Teil Deutschlands tun.
08:09Niemand kann voraussagen, wann einmal
08:13unsere Landsleute zur Ausübung
08:15dieses Selbstbestimmungsrechtes
08:17kommen werden.
08:19Ah, schlecht informiert, der Herr Kiesinger.
08:22Liest anscheinend auch nur die Bild-Zeitung.
08:24Sonst wüsste er, dass die Staatsbürger der DDR
08:27zum Beispiel am nächsten Sonntag
08:28in Gemeinden, Städten und Kreisen
08:30200.000 Abgeordnete wählen.
08:33Allerdings nicht solche Volksvertreter
08:36wie Kiesinger, Barzel oder Guttenberg.
08:38Die hätten bei uns wenig Chance,
08:40auch nur auf die Kandidatenliste zu kommen.
08:43Schließlich haben die DDR-Bürger
08:45nicht aus Spaß und Tollerei
08:46beim Volksentscheid über ihre Verfassung
08:49von ihrem Selbstbestimmungsrecht
08:51Gebrauch gemacht und entschieden.
08:53Die Deutsche Demokratische Republik
08:55ist der sozialistische Staat
08:57deutscher Nation.
09:00Mit diesem Bonner Selbstbestimmungslarifari
09:03sollte man sich also ganz schnell
09:05und bescheiden hinter seine,
09:06naja, also auf jeden Fall zurückziehen.
09:08Das gehört nicht mehr ins Repertoire
09:10eines Politikers, der ernst genommen werden will
09:13und schon gar nicht nach Erfurt.
09:15Aber das kommt davon,
09:16wenn man die falschen Leute zu Rate zieht.
09:20Was haben Brandt und Ahlers
09:21wohl von Kiesinger und Guttenberg
09:23anderes erwartet?
09:24Zum ersten Mal seit mehr als 20 Jahren
09:28hat es heute eine Art
09:29gesamtdeutsches Kommuniqué gegeben.
09:31Dieses Verhandlungsergebnis
09:33ist das Resultat gemeinsamer Anstrengungen
09:35beider Seiten,
09:37die bei der Vorbereitung des Treffens
09:39entstandenen Meinungsverschiedenheiten
09:40zu überwinden,
09:42diese Begegnung zustande zu bringen.
09:44Herr Ahlers,
09:45empfindet die Bundesregierung
09:46Genugtuung über diese Übereinkunft,
09:48die heute in Ostberlin getroffen wurde?
09:49Ich würde sagen,
09:50Genugtuung ist nicht das richtige Wort.
09:53Also wissen Sie,
09:55dass unverbesserliche Typen
09:57wie Walden, Guttenberg
09:58oder so ein Fossil des Kalten Krieges
10:01wie dieser Amerikaner Bailey,
10:03der gestern die Höfersche Tafelrunde
10:05darzierte,
10:07dass die Ob des Erfurter Treffens
10:09nicht froh gestimmt sind,
10:10das kann man verstehen.
10:11Aber dass der Regierungssprecher
10:14keine Genugtuung empfindet,
10:16wo es doch, wie man hört,
10:18das vornehmste Ziel seines Chefs sei,
10:20wo auch immer mit Willi Stov
10:22zusammenzukommen.
10:24Allerdings sind ja
10:25Ahlersche Erklärungen
10:27immer recht durchwachsen.
10:29So handelt es sich natürlich nicht
10:31um ein gesamtdeutsches Kommuniqué,
10:33sondern um die gemeinsame Mitteilung
10:35von bevollmächtigten Unterhändlern
10:37zweier souveräner Regierungen,
10:39von der die eine wesentlich souveräner ist
10:42als die andere,
10:43weil sie keine Pariser Verträge
10:45unterschrieben hat.
10:47Und auch,
10:48dass dieses Verhandlungsergebnis
10:50das Resultat gemeinsamer Anstrengungen
10:53beider Seiten sei,
10:54das klingt zwar hübsch,
10:56aber stimmt leider nicht.
10:58Die Bonner Seite hätte das Treffen
11:00glatt an West-Berlin platzen lassen,
11:02nach dem Motto,
11:03lieber eine neue Provokation
11:04als friedliche Koexistenz.
11:07Nein, es war unser Entgegenkommen,
11:09das durch diese Rechnung
11:10einen Strich machte.
11:13Als ich vor einer Stunde
11:14das dpa-Fernschreiben
11:15in die Hand bekam,
11:17der Ort des Treffens
11:18am 19. März
11:19sei die Thüringische Stadt Erfurt,
11:21da fragte ich mich,
11:22warum es wohl gerade
11:23diese Stadt sein würde.
11:25Ich suchte nach irgendeiner
11:26historischen Parallele,
11:28und meine Kollegen taten es auch,
11:30um in der Wahl des Ortes
11:31irgendeinen Bezug
11:32oder einen Hinweis
11:33auf die Bedeutung
11:34des kommenden Ereignisses
11:35zu finden.
11:36Zu Erfurt fällt mir
11:38aus der jüngeren deutschen
11:39Geschichte
11:40eigentlich nichts ein.
11:43Oh, aber Konrad Ahlers
11:44ist etwas eingefallen.
11:46Er nannte diese über
11:471200 Jahre alte Stadt
11:49mit ihrem gotischen Dom,
11:51die im Mittelalter
11:52erneut aufblühte,
11:53ein Mittelpunkt
11:54des deutschen Humanismus war
11:56und heute über
11:57eine medizinische Akademie
11:59verfügt,
12:00ein pädagogisches Institut,
12:02Fachschulen, Bibliotheken,
12:03Museen,
12:04städtische Bühnen,
12:05Sportstadien
12:06und einen Oberliga-Fußballklub,
12:09die ein Schwerpunkt
12:10ist des Baus
12:11von Pressenscheren
12:12und Büromaschinen,
12:14der Elektrotechnik,
12:16Baustoffschuh,
12:17Bekleidungsholz
12:18und Lebensmittel
12:18und chemischen Industrie,
12:20dazu Welttreffpunkt
12:22der Saatgutzüchter
12:23und Gartenbauer.
12:25Diese Bezirksstadt
12:26der Deutschen Demokratischen Republik
12:28mit ihren fast 200.000 Einwohnern
12:30nannte Ahlers
12:30ein halbwegs zivilisiertes Gebiet.
12:35Ich kann mir nicht gut vorstellen,
12:37dass der Bundeskanzler
12:38mit einem Sprecher
12:39solcher Geisteshaltung
12:41gut bedient ist.
12:43Aber auch andere
12:44wussten über Erfurt
12:45nicht mehr,
12:46als dass es eine Blumenstadt ist
12:48und nannten Erfurt
12:49ohne Geschichte.
12:52Ich weiß nicht,
12:53ob dahinter die Absicht
12:54verborgen ist,
12:55zu verschweigen,
12:55dass zum Beispiel
12:561891 August Bebel
12:59auf dem Erfurter Parteitag
13:01der Sozialdemokratischen
13:03Partei Deutschlands
13:03leidenschaftlich
13:04davor gewarnt hat,
13:06zu vergessen,
13:07dass wir eine
13:07sozialdemokratische Partei sind,
13:10dass Staat und Gesellschaft
13:11von heute,
13:12Bebel meinte
13:13den imperialistischen Staat
13:14und die kapitalistische Gesellschaft,
13:16Todfeinde
13:17der Sozialdemokratie sind
13:18und dass es ein Paktieren
13:20mit diesen nicht gibt.
13:22Und dann kam die große Abrechnung
13:24mit dem Opportunismus
13:25Vollmars und LaSals
13:27im Erfurter Programm,
13:29das, wenn es auch noch
13:29keine richtige Strategie
13:31und Taktik darstellte,
13:32dennoch richtungweisend war
13:34für die weitere Entwicklung
13:35der sozialistischen Arbeiterbewegung.
13:37Also so ganz geschichtslos
13:39ist dieses Erfurt nicht
13:41und es hätte führenden
13:43Sozialdemokraten
13:44in den 70er Jahren
13:45dieses Jahrhunderts
13:46eine ganze Menge
13:47Beherzigenswertes zu sagen.
13:49Aber nun geht es ja
13:51in Erfurt um ganz etwas anderes.
13:54Die Antwort im Allgemeinen,
13:55dass man gar nichts erwartete
13:57oder jedenfalls nichts
13:58kurzfristig etwas erwartete.
14:00Aber ein Satz,
14:01der immer wiederkehrte,
14:02war,
14:02man muss ja mal anfangen.
14:05Und ich glaube,
14:05allein und genau das
14:06ist das Entscheidende.
14:08Das heißt,
14:09die Tatsache des Treffens
14:10ist wichtiger
14:11als die möglichen
14:13Resultate des Treffens.
14:14Das scheint mir
14:15ein sehr wichtiger Punkt zu sein.
14:17Das heißt,
14:17hier wird die Sache umgekehrt
14:19mit einem demonstrativen Akt
14:21begonnen.
14:22Mit einem,
14:23ich würde sogar sagen,
14:23symbolischen Akt,
14:25der vor allem
14:26von der westdeutschen Seite
14:28aus beweist,
14:30dass wir tatsächlich
14:32bereit sind,
14:33diese DDR
14:34als einen
14:34gleichberechtigten Staat
14:36hinzunehmen,
14:37zu respektieren
14:39und mit mir
14:39zu einem wirklichen
14:40Ausgleich zu kommen.
14:42Vor einer Stunde,
14:43Sie haben es eben
14:44aus Hamburg gehört,
14:45kam nun die Meldung.
14:46Nicht ganz gleichzeitig,
14:48denn ADN
14:49war etwas schneller
14:50als die deutschen
14:52Agenturen.
14:53ADN,
14:54Allgemeiner
14:54Deutscher Nachrichtendienst,
14:55etwas schneller
14:56als die deutschen
14:57Agenturen.
14:59Ja,
14:59was soll man davon halten,
15:00meine Damen und Herren?
15:01Der eine,
15:02Peter Bender,
15:03beteuert,
15:04Bonn sei tatsächlich bereit,
15:06diese DDR
15:06als einen
15:07gleichberechtigten Staat
15:08hinzunehmen
15:09und zu respektieren.
15:11Dem anderen,
15:12Nowotny,
15:12entschlüpfte das alte
15:14verräterische
15:14Hi-ADN,
15:15dort deutsche
15:16Agenturen.
15:17Eine Fehlleistung?
15:19Leider nein.
15:21Springers Welt,
15:22wie Brands Unterhändler
15:24Dr. Sam,
15:25nannten die
15:26westdeutsche Delegation
15:28die deutsche
15:29Delegation.
15:31Ahlers nennt die
15:32deutsche
15:33demokratische Republik
15:34immer noch und wieder
15:35oder gerade zu diesem
15:36Zeitpunkt gezielt
15:37und provokatorisch
15:38Zone.
15:40Bei Herrn Höfers
15:40gestriger
15:416 aus 5 Sendung
15:42wimmelte es nur so
15:44von Deutschland,
15:46gemeint von
15:46Westdeutschland,
15:47und von Berlin,
15:49wenn West-Berlin
15:50gemeint war.
15:52Und Peter
15:52Benders
15:53Vokabel,
15:54man sei bereit,
15:55die DDR
15:55als Staat
15:56hinzunehmen,
15:57steht natürlich
15:58auch in
15:58unverkennbarem
15:59Gegensatz
16:00zur
16:00gebotenen
16:01und beteuerten
16:02Gleichberechtigung.
16:04Erfurt
16:05ist natürlich
16:06kein
16:06symbolischer
16:07Akt
16:08und es geht
16:09nicht um
16:09Gespräche,
16:10um der
16:10Gesprächewille.
16:11Die
16:13Formel
16:13das Treffen
16:14ist alles,
16:16das Resultat
16:16ist nichts,
16:18führt
16:18nicht weiter.
16:20Es geht
16:20um einen
16:20ernsthaften,
16:22konkreten
16:22Beitrag
16:23der
16:23Bundesrepublik
16:24zur
16:24europäischen
16:25Sicherheit.
16:27Ein
16:27sozialistischer
16:28und ein
16:28kapitalistischer
16:29Staat
16:29können nicht
16:30vereinigt werden.
16:32Also steht
16:33vor ihnen
16:33das zwingende
16:34Gebot
16:34der friedlichen
16:36Koexistenz.
16:37Und da
16:38haben wir es
16:38eilig,
16:39weil uns
16:40der Frieden
16:40liebt ist.
16:42Und deshalb
16:42bringt uns
16:43von der
16:44Position
16:44unseres
16:45Vertragsentwurfs
16:46völkerrechtliche
16:47Anerkennung,
16:48Anerkennung
16:49der Grenzen,
16:49Gewaltverzicht,
16:50Verzicht auf
16:51Kernwaffen,
16:52niemand herunter.
16:54So wird
16:55die
16:55völkerrechtliche
16:56Anerkennung
16:56der DDR
16:57verlangen.
16:58Wer das
16:58bedenkt,
16:59wird sich
17:00hüten,
17:00die Blumenstadt
17:01Erfurt
17:02für ein
17:03fruchtbares
17:03Feld zu halten,
17:05auf dem
17:05die Flora
17:06der Verständigung
17:06gesät,
17:08geschweige
17:08denn,
17:08geerntet
17:09werden könnte.
17:11Trotzdem
17:12ist es gut,
17:13dass dieser
17:13Versuch
17:14nun endlich
17:14stattfindet.
17:16Sollte er
17:16mehr bringen
17:17als den
17:17Nachweis
17:18des
17:18Unmöglichen,
17:19dann wäre
17:19er ohnehin
17:20gerechtfertigt.
17:22Aber auch
17:22wenn gar nichts
17:23dabei herauskommt,
17:24wird er
17:24nützlich sein.
17:26Er würde
17:26uns dann
17:27die quälenden
17:28Zweifel
17:28und Diskussionen
17:30über scheinbar
17:30versäumte
17:31Gelegenheiten
17:32ersparen
17:32und der
17:33größeren
17:34Sicherheit
17:34des
17:35Urteils
17:35im
17:36Ost-West-Bereich
17:37dienen.
17:38Selbst
17:39eine
17:39Verschlechterung
17:40der
17:40Atmosphäre,
17:41die ich für
17:42wahrscheinlich
17:42halte,
17:43wäre dafür
17:44in Kauf
17:44zu nehmen.
17:45Der
17:45Atmosphäre,
17:46die vom
17:46Westen
17:47seit mindestens
17:47anderthalb
17:48Jahrzehnten
17:48politisch
17:49erheblich
17:50überschätzt
17:50wird.
17:51Sie fragt
17:52nach den
17:52Interessen
17:53und
17:54auf der
17:55anderen Seite
17:56hat die
17:56DDR
17:56natürlich
17:57ein Interesse
17:58auch an
17:58diesem
17:58Treffen.
18:00Einmal
18:00liegt dieses
18:02Interesse
18:02darin,
18:03dass ein
18:03Treffen
18:03der beiden
18:04deutschen
18:04Regierungschefs
18:05es der
18:06westdeutschen
18:07Diplomatie
18:07auf die
18:08Dauer
18:08jedenfalls
18:09immer schwerer
18:10machen wird,
18:11die
18:11Isolierung,
18:13die
18:13Ausschließung
18:14der DDR
18:14aus der
18:15internationalen
18:16Politik
18:16durchzuhalten.
18:17Wir müssen
18:17deutlich machen,
18:20die
18:20Bundesrepublik
18:21Deutschland
18:21will nicht
18:22die
18:23DDR
18:23sich
18:24einverleiben,
18:26schlucken
18:26oder einordnen
18:28wie irgendein
18:29Bundesland.
18:30Keineswegs.
18:31Was sie will
18:32ist
18:33Verträge
18:36und ich
18:39selbst würde
18:39es mir
18:40verbitten
18:41unterstellt
18:43zu bekommen
18:44und das rate
18:44ich auch
18:45der Regierung
18:45unterstellt
18:47zu bekommen
18:47wir wünschten
18:48und strebten
18:49an Verträge
18:50minderer
18:51Qualität
18:52als mit
18:52anderen.
18:53Da sollen
18:53keine
18:54Verträge
18:54mit
18:54doppeltem
18:55Boden
18:55sein,
18:55sondern
18:56absolut
18:57rechts
18:58wirksame
18:59Verträge
18:59wie auch
18:59mit jedem
19:00anderen.
19:01Oh,
19:02die Botschaft
19:03höre ich wohl.
19:04Allein
19:05die DDR
19:07soll also
19:07nicht mehr
19:08geschluckt
19:08werden,
19:09sind die
19:09Trauben
19:10gar zu
19:10sauer
19:10geworden.
19:12Es wird
19:13schwer
19:13sein,
19:14die
19:14internationale
19:15Isolierung
19:16der DDR
19:16durchzuhalten.
19:18Also doch.
19:20Für Walden
19:21wäre schon
19:21der Nachweis
19:23des Unmöglichen
19:24genug
19:24und er
19:25erhofft
19:25eine
19:25Verschlechterung
19:27der
19:27Atmosphäre.
19:29Wiener
19:29dagegen
19:29spricht
19:30von
19:30Verträgen
19:31wie mit
19:32jedem
19:32anderen,
19:33nicht
19:33Verträge
19:34minderer
19:35Qualität.
19:36Gut,
19:37aber
19:37dann hört
19:37man es
19:38wieder ganz
19:38anders.
19:39Beziehungen
19:39zur DDR
19:40müssten
19:40einen
19:40besonderen
19:41Charakter
19:42haben.
19:43Die
19:43völkerrechtliche
19:44Anerkennung,
19:45also wie
19:45mit jedem
19:46anderen,
19:47komme nicht
19:47in Frage,
19:48es gehe
19:48vielmehr
19:49um
19:50menschliche
19:51Erleichterungen.
19:53Was also?
19:55Ich will Ihnen
19:56etwas sagen,
19:56meine Damen und
19:57Herren.
19:58Diese Art
19:58menschlicher
19:59Erleichterungen
20:00haben wir
20:01bei offener
20:02Grenze
20:0316 Jahre
20:04lang
20:04genossen.
20:05Bis zum 13.
20:06August
20:06und bis zur
20:07Neige.
20:09Man hat uns
20:09um Milliarden
20:10unseres
20:10Volksvermögens
20:11Erleichtert.
20:12Um
20:13Akademiker,
20:14die wir
20:14ausgebildet
20:14haben,
20:15um
20:15Wissenschaftler,
20:16Ärzte,
20:16Lehrer,
20:17Bauern,
20:17Spezialisten.
20:19Man hat uns
20:19ganz offen
20:20Krise und
20:21Bankrott,
20:21Hunger und
20:22die Pest
20:22an den Hals
20:23gewünscht und
20:23keine
20:24Niedertracht
20:25ausgelassen,
20:26um unseren
20:26sozialistischen
20:26Aufbau zu
20:27stören und
20:28die Verbesserung
20:29des Lebensstandards
20:30zu verlangsamen.
20:31Immer unter dem
20:32Motto
20:32menschliche
20:33Erleichterungen
20:33für die Brüder
20:34und Schwestern
20:34in der Zone.
20:37Diese
20:37menschlichen
20:38Erleichterer
20:39versuchen immer noch,
20:40zum Beispiel den
20:41Beitritt der DDR
20:43zur Weltgesundheitsorganisation
20:45zu verhindern.
20:47So menschlich
20:47sind sie.
20:48Sie erpressen
20:49dritte
20:50Regierungen,
20:51mit uns nur
20:51ja keine
20:52diplomatischen
20:53Beziehungen
20:53aufzunehmen.
20:54Nicht einmal
20:54Kultur- und
20:55Wirtschaftsabkommen
20:56sollen sie mit uns
20:57abschließen.
20:58Alles
20:58nachzulesen
20:59in den famosen
21:00Dienstanweisungen
21:01des Herrn
21:02Bundesaußenministers
21:03Scheel.
21:04Sie beschimpfen
21:05und verlangen
21:06uns
21:06von früh
21:07bis spät.
21:08Sie überschütten
21:08uns mit ganzen
21:09Kübeln
21:09ihres Unrats,
21:11stellen immer
21:11neue Pläne
21:12auf, was
21:13alles sie mit
21:13uns machen
21:14wollen, wenn
21:14sie könnten.
21:15Und jetzt
21:16menschliche
21:17Erleichterungen.
21:20Aber doch
21:20nicht mit uns.
21:22Wir sind doch
21:22keine Zwergschüler
21:23und beziehen
21:24doch unsere
21:25Weisheit nicht
21:25von der
21:26Bild-Zeitung
21:26oder vom
21:27Spiegel.
21:27Wir sind doch
21:28informiert,
21:29gebildet und
21:30gewarnt und
21:31wir haben unsere
21:31Erfahrungen.
21:32Unsere
21:33Erleichterungen
21:34haben wir uns
21:35selber geschaffen
21:36gegen Bonn
21:37und seine
21:38Politik.
21:39Darum geht es
21:39nicht in
21:40Erfurt.
21:41Und die
21:41Grenzen
21:42bleiben auch
21:43dicht,
21:44solange es
21:44Krupps
21:45und Thüssens
21:45gibt,
21:46Schnezens
21:46und Schmitz,
21:47Straußens
21:48und Springers,
21:49da spielt sich
21:49gar nichts
21:49ab.
21:51Es geht darum,
21:52dass Bonn
21:52sich endlich
21:53ehrlich macht
21:54nach 20
21:55Jahren
21:55viel
21:55Entwicklung.
21:57Dass Bonn
21:57die DDR,
21:58die Grenzen
21:59in Europa,
21:59den Status
22:00Quo
22:00anerkennt.
22:01Damit endlich
22:02Ruhe wird
22:03in Europa.
22:05Die Stockhörfer
22:06Zeitung
22:07Dagens
22:07Nieder
22:08schreibt,
22:08dieses Treffen
22:09in Erfurt
22:09ist der erste
22:10Schritt auf einem
22:11Verhandlungsweg,
22:12der sehr schwer
22:13zu begehen
22:14sein wird.
22:15Bundeskanzler
22:15Brandt muss das
22:16Wissen dahin
22:16mitnehmen,
22:17dass er unter
22:18der Beobachtung
22:18von vielen
22:19Seiten steht.
22:20Ja,
22:21und Brandt
22:21erklärte ja auch
22:22vorgestern wohl,
22:24er habe viele
22:24gute Wünsche
22:26erhalten für
22:27Erfurt und
22:27er könne sie
22:28gebrauchen.
22:29Nun,
22:29einer dieser
22:30guten Wünsche,
22:30die Brandt
22:31zugingen,
22:32kam vom
22:32sozialdemokratischen
22:33Unterbezirk
22:34Offenbach am Main.
22:36Er lautete schlicht
22:37die staatliche
22:38Souveränität der DDR
22:40und deren
22:41territoriale
22:41Integrität
22:42vorbehaltlos
22:43anerkennen.
22:45Ein anderer
22:46Wunsch kam vom
22:47Bundeskongress
22:48der jungen
22:48Sozialisten.
22:49Die Bundesregierung
22:50muss klarstellen,
22:51dass sie die DDR
22:53völkerrechtlich
22:54anerkennt.
22:55Und dann gibt es
22:56da die Wünsche
22:57jener 16
22:57Millionen
22:58Wähler,
22:59die am 28.
23:00September
23:00eine grundlegend
23:02andere neue
23:03Politik
23:03gefordert haben
23:04als die
23:04bisherige.
23:06Uns Kanzler
23:07kann sich also
23:07über Mangel an
23:08guten Wünschen
23:09für Erfurt
23:09nicht beklagen.
23:11Möge er sie
23:12beherzigen.
23:14Apropos
23:14Erfurt
23:15und noch einmal
23:16Geschichte.
23:16Das Bistum
23:18Erfurt
23:19wurde im Jahre
23:20741
23:22von Bonifatius
23:23gegründet.
23:24Es geriet
23:25bald unter
23:26die Oberhoheit
23:27des Erzbistums
23:28Mainz,
23:29das sich hier
23:30in thüringisch-sächsischen
23:31Landen
23:32einen östlichen
23:33Außenposten
23:34errichtete.
23:35So steht es
23:36in der Chronik.
23:38Wer etwa
23:39mit solchen
23:39Absichten
23:40nach Erfurt
23:40kommen sollte,
23:42er allerdings
23:42könnte genauso gut
23:44gleich zu Hause
23:45bleiben.
23:46Untertitelung

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