Zum achten Mal schon steht Finnland an Platz eins des World Happiness Reports – dicht gefolgt von den anderen nordischen Ländern. Auch wenn am finnischen Sozialstaat kräftig gespart wird, haben viele noch das Gefühl, in einem intakten System zu leben.
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NewsTranskript
00:00Die Finnen sind mal wieder die Glücklichsten.
00:03Das geht aus dem diesjährigen World Happiness Report
00:06der Vereinten Nationen hervor.
00:08WissenschaftlerInnen schauen sich dafür die Lebenszufriedenheit
00:12weltweit an und die Faktoren, die Glück beeinflussen.
00:15Welche das sind, darüber spreche ich mit Judith Mangelsdorf.
00:18Sie ist Professorin für positive Psychologie
00:21an der Deutschen Hochschule für Gesundheit und Sport in Berlin.
00:25Hallo, Frau Mangelsdorf. Hallo.
00:27Die ersten vier Plätze sind gleich geblieben.
00:30Finnland, Dänemark, dann kommt Island und Schweden.
00:33Gab es auch was Überraschendes in dem Bericht?
00:36Absolut. Was besonders interessant ist, ist zum einen,
00:39dass die osteuropäischen Länder aufgeschlossen haben.
00:42Das heißt, dass wir jetzt mehr und mehr sehen,
00:45wie Ost und West weltweit auch in der Lebenszufriedenheit
00:48und dem Wohlergehen der Menschen zusammenwächst.
00:51Das Zweite, was sehr spannend ist, ist,
00:53dass Deutschland trotz der steigenden Polarisation im Land
00:56es geschafft hat, ein Stück weit mehr Lebenszufriedenheit zu gewinnen
00:59und mehr Solidarität wieder untereinander wachsen zu lassen.
01:02Und das Dritte ist, dass wir tatsächlich im World Happiness Report
01:06zum ersten Mal mehr erklären können,
01:08wie Polarisation gesellschaftlich eigentlich entsteht.
01:11Das heißt, was man dort sieht, ist, dass gerade die unzufriedensten
01:14Menschen innerhalb der Bevölkerung die Polarisation im Land treiben.
01:18Und dass dieser Effekt davon abhängig ist, wie hoch das Vertrauen ist.
01:21Das heißt, Menschen, die eher unzufrieden sind
01:24und gleichzeitig ein hohes Vertrauen ineinander und in Institutionen haben,
01:28tendieren dazu, eher nach links zu wählen.
01:31Und dass aber Menschen, die unzufrieden sind
01:33und quasi sich so ein Stück weit gegen den Staat stellen wollen
01:36und gleichzeitig ein hohes Misstrauen haben gegenüber anderen
01:39und Institutionen, eher nach rechts wählen.
01:41Und das sehen wir tatsächlich in ganz unterschiedlichen Ländern dieser Welt.
01:45Und Sie haben es angesprochen,
01:47Deutschland ist zwei Plätze nach oben gerückt auf Platz 22.
01:52Wovon hängt es denn ab, ob eine Bevölkerung glücklich ist oder nicht?
01:56Der World Happiness Report zeigt,
01:58dass wir etwa 75 Prozent der Länderunterschiede weltweit
02:01durch nur sechs Faktoren erklären können.
02:03Dazu gehört das Bruttoinlandsprodukt, die Korruption im Land,
02:06die Freigiebigkeit untereinander,
02:08soziale Unterstützung zwischen den Menschen,
02:11aber auch so etwas wie gesunde Lebenserwartung im Land
02:15und vor allem die Freiheit, eigene Entscheidungen zu treffen.
02:18Und wenn ein Land quasi dafür Sorge trägt und das herstellt,
02:21dann ist das Resultat ein hohes Maß von Wohlergehen innerhalb der Bevölkerung.
02:25Und wie wir andere sehen oder die Welt sehen,
02:28hängt ja auch davon ab, was wir in den Medien sehen,
02:30aber auch zum Beispiel auf Social Media.
02:33Wie beeinflusst denn Social Media das Glück?
02:37Es gibt zwei treibende Kräfte,
02:39die gerade hier auch ein quasi Unglückstreiber sind.
02:42Das eine ist das Thema des sozialen Vergleichs.
02:45Ich vergleiche mich in Zeiten der Social-Media-Realität
02:48nicht mehr mit meinen Peers oder den Menschen in meiner unmittelbaren Umgebung
02:51und deren wahren Leben, sondern mit dem Bild,
02:54was einzelne, häufig sehr privilegierte Menschen
02:57von sich versuchen, nach draußen zu erzeugen und was hochretuschiert ist.
03:00Das bedeutet, es erzeugt eine ganze Menge Unzufriedenheit
03:04auch mit dem eigenen Leben, wenn ich mich immer wieder mit Menschen vergleiche,
03:07die in einer ganz anderen Lebenssituation sind
03:10oder auch von sich quasi hochretuschierte Bilder
03:12oder Lebensbilder zur Verfügung stellen.
03:14Das zweite ist tatsächlich das Thema Fake News,
03:17was in Zeiten von Social Media deutlich zugenommen hat.
03:20Gerade wenn wir wissen und verstehen,
03:22dass Vertrauen der Klebstoff ist, der eine Gesellschaft zusammenhält,
03:25dann ist Fake News etwas und natürlich auch Lügen,
03:28was massiv dazu beiträgt, dass Misstrauen in der Gesellschaft wächst,
03:32und zwar sowohl gegenüber anderen Menschen als auch Institutionen und Politik.
03:36Und das zersetzt die Grundlage von gutem Miteinander.
03:41Und könnte ein Ansatz sein, einfach weniger Social Media zum Beispiel zu konsumieren?
03:45Oder was gibt es vielleicht für Ansätze,
03:47wie ich persönlich auch etwas glücklicher werde?
03:52Tatsächlich ist gezielter medialer Konsum eine Antwort.
03:55Das heißt, weniger, aber vor allem auch die Frage,
03:58was konsumiere ich aus welchem Grund.
04:00Denn Social Media und auch andere mediale Kanäle
04:03können durchaus auch einen Beitrag leisten zu Wohlbefinden.
04:06Kritisch wird es immer dann, wenn wir reale Verbindungen
04:10und reales Miteinander und Interaktion ersetzen durch digitale Formate.
04:14Das heißt also, wenn wir nicht mehr rausgehen, um andere zu treffen,
04:17sondern uns durch Social Media Kanäle scrollen stattdessen.
04:20Das heißt, der große Appell ist,
04:22dass so etwas wie soziale Medien eine Ergänzung unseres Lebens sind
04:25und nicht das reale Leben quasi ersetzen.
04:28Vielen Dank für das Gespräch, Frau Mangelsdorf.
04:31Sehr gern.
04:36Untertitel der Amara.org-Community