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01:58Regen
01:59Warum wollen manche Frauen nicht erkannt werden?
02:15Wenn ich mich gebe, wie ich bin,
02:18dann können die anderen doch besser eingehen auf mich.
02:22Weil sie wissen, ich bin eben so.
02:25Wenn ich mich verstecke, sind auch die Menschen anders.
02:31Dann komme ich nie zurecht.
02:33Ich bin offen, aber ich erzähle nicht viel.
02:37Dem einen sagt man es, weil man weiß, es kommt was anderes von ihm zurück.
02:42Beim anderen, da fragt man sich, warum soll ich es ihm sagen?
02:47Nur, dass er es weiß?
02:50Oder damit ich es loswerde?
02:51Zu Hause erzähle ich eigentlich immer gleich, ohne dass sie lange fragen müssen.
02:58Und dadurch, dass ich oft unterwegs bin, bin ich auch immer so erfüllt.
03:02Und da reagieren die Eltern auch schön.
03:05Die freuen sich richtig.
03:07Das macht doch Spaß, nicht?
03:08Während des Studiums habe ich Karin kennengelernt.
03:21Und Karin ist eigentlich der erste Mensch,
03:24der erste richtige Freund.
03:28Wenn einem das bewusst wird, das ist schön.
03:32Aber wie ist denn das mit uns?
03:33Jeder hat Achtung vor dem anderen.
03:37Und trotzdem will jeder jemand sein.
03:40Nicht nur ein Teil vom anderen.
03:42Wir sagen uns nur, was wir für gut empfinden.
03:45Was gediegen ist.
03:47Und so ist das ein richtig edles Verhältnis.
03:50Wir sind auch zärtlich zueinander.
03:52Wenn es richtig schön ist,
03:54und man sich wohl dabei fühlt, nicht?
03:55Auch was die anderen dann denken.
04:02Irgendwo sind wir mächtig verwöhnt.
04:06Karin und ich, wir sind oft unterwegs.
04:08Das ist schön, wenn beide die gleichen Erlebnisse haben
04:11und beide was Gleiches empfinden im selben Moment.
04:14Und ich merke immer mehr,
04:17wenn man mit so einem Menschen zusammenleben,
04:20wenn man sich gegenseitig interessant bleiben will,
04:23muss die Arbeit das Allerwichtigste sein.
04:27Jeder muss mächtig mit sich zu tun haben,
04:29um was aus sich zu machen.
04:30Und damit breitet sich auch die Atmosphäre nach Feierabend aus, nicht?
04:34Das muss schon so sein,
04:35dass jeder in seiner Arbeit steckt
04:37und dass da zwei Wege sind,
04:39die zusammenkommen und wieder auseinander gehen
04:41und wieder zusammenkommen und so.
04:44Also nicht, dass jeder vom anderen was erwartet,
04:46um froh zu werden.
04:49Man darf kein schlechtes Gewissen kriegen,
04:52wenn man gerade was macht
04:53und der andere wartet, dass man auf ihn eingeht.
04:58Da muss schon selber jemand sein.
05:04Da war mal so ein Niki von der Armee mit seiner Toussnell da
05:06und zuletzt, da war sie nicht mehr da
05:08und jetzt will er den ganzen Tag mit mir zusammen sein.
05:10So wie vorher mit dieser Toussnell da.
05:13Ja, das geht aber nicht.
05:15Und erstens will ich nicht so in der Stadt rumziehen wie die
05:17und dann kann ich auch nicht den ganzen Tag
05:21mit so einem Niki zusammen sein.
05:23Nicht?
05:24Jetzt ist ein Georg da.
05:30Ist ein ganz guter.
05:33Aber der hat mächtig mit sich zu tun.
05:37So richtig,
05:39auf die Dauer,
05:41er und ich,
05:43das bewältigt er nicht.
05:47Mich macht es traurig,
05:48aber ich akzeptiere das.
05:49Ich kann ja nichts erzwingen.
05:53Und irgendwie
05:53spornt es auch an,
05:55wenn jemand,
05:57den man mag,
05:58so viel macht
05:59und so mächtig,
06:00neugierig auf alles ist.
06:03Wenn einer gleich so ein Besitzinstinkt hat
06:04und gleich für immer bleiben,
06:06naja,
06:07viel werde ich denn da,
06:08da werde ich kalt und abweisend.
06:10Da weiß ich gar nicht,
06:11was das soll.
06:11Manche halten es für gut,
06:16richtig abschalten zu können
06:17von der Arbeit.
06:19Das geht überhaupt nicht.
06:21Ich habe gelesen,
06:23die Arbeit ist der Stoffwechsel
06:24zwischen Mensch und Natur
06:25und so empfinde ich das.
06:28Mein Beruf ist eigentlich ideal,
06:30weil das alles eben zusammen geht.
06:33Ja, auch wenn wir herumziehen,
06:34mit Zeichnen wird nicht viel,
06:35aber man guckt doch
06:36und man saugt sich richtig voll.
06:38Jetzt schaffe ich eigentlich nur so herum.
06:41Ich arbeite mal bei der Post
06:42oder mache Telefondienst im Betrieb
06:44oder ich stehe im Modell.
06:45Da gibt es sechs Mark die Stunde.
06:48Aber das ist mächtig anstrengend.
06:50Ich muss mich auch immer überwinden,
06:52hinzugehen.
06:53Aber manchmal kann ich lesen,
06:54sodass ich nicht
06:54einen ganzen schönen Tag verliere.
06:56Dann habe ich wieder ein bisschen Geld
06:57und dann kann ich zeichnen.
07:01Diese Jobs
07:01sind nur zum Essen und Miete bezahlen.
07:04Aber vorher,
07:05da habe ich im Verlag gearbeitet,
07:06musste Zeitungsseiten entwerfen
07:09und kleine Zeichnungen hineinbringen.
07:11Das war alles so hektisch.
07:14Da konnte man nichts wirklich gut machen.
07:16Und da bin ich gegangen,
07:17obwohl ich einen Vertrag hatte.
07:21Eigentlich habe ich in meinem Leben
07:22nie richtig Zeit gehabt,
07:23in mich hineinzuhorchen.
07:25Was ich will.
07:25Ich will mich nicht so schnell festnageln lassen,
07:35weil das Studium mich so gehabt hat.
07:37An sich bin ich kein Schulmensch.
07:39Wenn das ein Jahr länger gedauert hätte,
07:40wäre ich bestimmt geschmissen worden.
07:42Acht Stunden mussten wir täglich
07:43in der Schule absitzen.
07:44Ja, in der Entwurfszeit,
07:46wo sich jeder was ausdenken soll,
07:48geht das nicht.
07:50Sieben Leute in einem Raum.
07:51Der eine braucht Musik, nicht?
07:53Und der andere muss rumlaufen und rauchen.
07:57Und irgendwie lässt man auch
07:59was ganz Wichtiges beiseite.
08:01Etwas Heiliges.
08:03Und das muss man danach dann wieder hervorkramen
08:04und richtig stark machen.
08:07Wenn ich die Schnauze voll hatte
08:08und dem Heulen nahe war,
08:11bin ich rausgelaufen.
08:14Das war schön.
08:14Einmal habe ich eine alte Frau getroffen.
08:20Die war ganz weiß und winzig
08:21und hielt viele Kartons in den Händen.
08:25Die wollte in ein Haus rein
08:26und da habe ich ihr die schwere Tür aufgehalten.
08:31Hat die mich so von unten angeguckt
08:32mit ihren blauen Augen.
08:35Und das hat völlig gereicht.
08:37Das hat völlig gereicht,
08:39da konnte ich wieder in die Schule gehen.
08:41Überhaupt rede ich viele Leute an,
08:42weil ich das absurd finde,
08:43wie die alle so hintereinander stehen
08:45und keiner sagt was.
08:47Man kann ruhig ein bisschen laut reden,
08:48ist doch schön, wenn sie sich freuen.
08:52Für mich habe ich schon ein bisschen illustriert.
08:55Die zwei Schwestern von Busch.
08:57Die Adelheit, die immer roten Wein trank
08:58und dem Käthchen schenkt sie Wasser ein
08:59und Käthchen kriegt dann den Prinzen,
09:01weil es so gut ist und den Frosch küsst,
09:02weil der Frosch geküsst werden will
09:03und dann der Prinz wird
09:04und Adelheit muss unter Wasser sitzen.
09:08Ich habe mir auch schon vorgestellt,
09:09was in meinem Leben passieren müsste.
09:13Entweder ich lebe auf dem Land
09:16oder ich bin draußen in der Welt.
09:20Ich habe mal einen Finn kennengelernt,
09:21da wollte ich nach Finnland.
09:23Das ist so schön weit,
09:24voller Wälder und Seen.
09:26Ich habe mich nur noch mit Finnland beschäftigt.
09:29Ich habe mir ein Wörterbuch gekauft,
09:30um zu gucken, wie die Sprache ausschaut.
09:33Wenn ich einen Menschen interessant finde,
09:35will ich alles wissen.
09:36Zu Hause bin ich jetzt auch in meinem Berliner Zimmer.
09:43Ich habe keine Gardinen dran
09:45und da kann jeder sehen, wenn ich hin und her laufe.
09:49Oder ich habe eine Kerze im Fenster stehen
09:50und die sagt,
09:53schaut her,
09:55hier ist auch eine.
09:57Ich darf nicht das Gefühl haben,
09:59in vier Wänden eingeschlossen zu sein.
10:00Wenn ich rausgucke,
10:04habe ich eine Silhouette von Schornsteinen
10:05und viel, viel Himmel.
10:08Ich habe auch schon auf den Dächern gesessen.
10:12Man kann so schön im Gefiert herumlaufen,
10:14wie ein Kater
10:14und in fremde Höfe gucken
10:17oder von einem hohen Baum Blätter abzupfen.
10:20Mein Zimmer hat ein ganz großes Fenster.
10:27Ein paar Jungs hatten mir geholfen,
10:28die Tapete runterzureißen.
10:30Da war noch Zeitung von 20er Jahren drunter
10:32und habe erst mal gelesen,
10:33das war mir richtig interessant.
10:37Dann habe ich lange den weißen Raum angeguckt.
10:42Da habe ich ein Bild hingehängt mit Stecknadeln.
10:45Bild von einem alten Mann, richtig schön.
10:48Rahmen und Glasscheiben, das ist mir so abgeschlossen.
10:49Und dann habe ich einen runden Tisch,
10:51den habe ich kürzer gemacht
10:51und sonst spielt sich alles auf dem Teppich ab.
10:54Und den habe ich auf dem Müllplatz gefunden,
10:57wo so ein Schutt abgeladen wird aus alten Häusern.
11:00Und in der Küche, die ist ganz groß und hell,
11:02da habe ich zwei Türen von dem alten Kleiderschrank
11:05so mit Stricken an der Decke befestigt.
11:08Jeder schlägt die Hände über dem Kopf zusammen
11:09und sagt, das darf ja überhaupt nicht halten.
11:12Ich habe da sehr viel Papier und Pappe drauf.
11:16Einen richtigen Kleiderschrank habe ich nicht.
11:17Ich habe ja keine Kleider.
11:18Und der Rock ist doch schön, nicht?
11:21Den habe ich von Oma.
11:23Ich nur enger gemacht.
11:24Man fühlt sich richtig wohl drin.
11:26Nichts drunter und eigentlich mit Römerlatschen,
11:28solange es geht.
11:30Man muss doch spüren, auf was für einem Boden man läuft
11:32und wie beweglich man ist.
11:34Das ist schön.
11:35Sachen tragen, die nicht schnüren,
11:37sich gern ausziehen und nackt herumlaufen.
11:41Vor als Wochenende war ich hinter Wittenberge.
11:43Mit Pferden hatte ich es ja schon immer.
11:44Und dann bin ich Sonnabend zweieinhalb Stunden geritten
11:47und Sonntag wieder.
11:50Ich hatte vorher noch nie auf dem Pferd gesessen.
11:53Und Sonntag bin ich über die Felder galoppiert.
11:55Es war herrlich.
11:58Auch das Gefühl,
11:59dass man etwas ganz schnell aufnehmen kann,
12:02wenn man so mit dem ganzen Körper engagiert ist.
12:05Ja, was fangen denn Großstadtmenschen mit ihrem Körper an?
12:07Richtig geschunden habe ich mich.
12:10Hinterher war alles wund.
12:11Ich wollte nicht, dass die Jungs auf mich Rücksicht nehmen.
12:14Nun kann ich's.
12:19Mit 18 bin ich aus dem Haus raus.
12:21Naja, eigentlich schon mit 16.
12:23Da habe ich meine Lehre gemacht als Offset-Retoucheur
12:25und musste ich um vier aufstehen
12:27und abends war ich um fünf zu Hause.
12:28Da war ich nur mehr zum Schlafen zu Hause.
12:31Und dann das Studium.
12:33Einer hat mir sein Zimmer angeboten in Berlin
12:35und da habe ich Wirtschaft geführt für mich.
12:38Hab Heizen gelernt.
12:40Ein bisschen Kochen.
12:42Es war richtig schön.
12:44Eigentlich sind wir früh selbstständig geworden,
12:46meine Schwester und ich.
12:48Schon in der ersten Klasse habe ich Stüllen geschmiert
12:50und Milchwarme gemacht.
12:52Für die Katze auch.
12:54Die Kleine.
12:55Jonas.
12:58Eigentlich weiß ich genau,
12:59dass ich als Kind immer für später gelebt habe.
13:01Eine richtige Freundin hatte ich nicht.
13:08Ja, Marina, das war die Einzelne,
13:09mit der ich manchmal zusammen war.
13:12Die ist jetzt dick, verheiratet, hat Kinder,
13:15sitzt immer vorm Fernseher.
13:17Ganz solide.
13:18Keine Probleme mehr.
13:21Die war schon immer anpassungsfähiger als ich.
13:23Aber es hat ihr ein bisschen wehgetan,
13:28dass bei mir auf einmal so viel passiert
13:30und bei ihr ist das eben vorbei.
13:36Ich stromere jetzt viel herum und lerne Leute kennen.
13:39Und das verbindet mich übrigens mit meinem Vati.
13:41Der ist ja auch immer unterwegs.
13:42Und was mich noch mit meinem Vati verbindet,
13:44ist das Zeichnen.
13:46Als Kind haben wir oft an seinem Tisch gesessen,
13:48Mutti auch.
13:48Das hat mächtig Spaß gemacht.
13:50Und wenn Vati arbeitete und wir malten,
13:52da sind wir rüber zu ihm
13:53und hat er seine Arbeit weggelegt,
13:55hat sich das angeguckt.
13:57Das dauerte uns viel so lange,
13:58so sehr machte der da mit.
14:00Aber das Gefühl,
14:02dass das alles eben zusammen geht
14:04und dass es gut ist, was man macht
14:06und ganz wichtig.
14:10Meine Eltern haben beide ihr Gebiet,
14:11das sie ausfüllt
14:12und darum verstehen sie sich so gut.
14:14Mit Mutti war es manchmal ein bisschen schwierig.
14:17Wenn sie so kaputt nach Hause kam,
14:18da hat sie dann nur gesagt,
14:21Kinder, ihr müsst jetzt weggehen,
14:22sonst schreie ich euch an,
14:23das geht nicht.
14:24Das hat sie uns in einer ruhigen Minute erklärt
14:26und wir haben das verstanden.
14:28Mutti konnte in Ruhe Luft ablassen
14:30und wir sind uns eigentlich nie richtig
14:32in die Wolle geraten.
14:34Wenn ich Kinder hätte,
14:37ich würde es nicht viel anders machen.
14:40Schon die Ehrlichkeit zu Hause.
14:42Mit nackter Rumlaufen und so.
14:44Und dass man die Eltern
14:45auch mal in der Badewanne zusammenfindet.
14:48Und dass sie Fehler machen
14:50und das auch sagen.
14:53Mutti hat eine Zeit lang an mir gezweifelt,
14:55ob ich das richtig mache.
14:57Was ich für ein Leben führe und so.
14:59Kann die liebe Barbara nur sagen,
15:02ach je Mutter.
15:02Aber sie schreibt uns nichts vor.
15:09Sie macht sich ihre Sorgen mehr im Stillen.
15:11Die belästigen uns nicht.
15:14Unsere Eltern haben uns ihre Vorstellungen
15:15vom Leben eigentlich nie aufgedrängt.
15:18Vielleicht haben sie keine sehr festen Vorstellungen.
15:21Die haben sich immer dafür interessiert,
15:23was wir machen.
15:25Und wir hatten immer das Gefühl,
15:26mächtig ernst genommen zu werden.
15:28Und das war doch gut für uns Kinder.
15:30Nicht?
15:32Prinzipien und so.
15:34Das ist doch nichts.
15:35Während des Studiums, das war ganz schön,
15:37habe ich meine Mutti in die Schule geholt,
15:39die sollte was aus ihrem Leben erzählen.
15:42Ja, als Kind hat sie manchmal was erzählt,
15:43aber nicht viel.
15:44Die macht sich ja nie groß.
15:45Und es hat mich auch nicht interessiert.
15:50Und auf einmal
15:51hat das gerieselt
15:53und gebebt in mir.
15:57Ich weiß nicht.
15:59Ich war am meisten berührt von allen.
16:02Dieser Mensch da vorne,
16:03der ist so jung
16:05und so lebendig.
16:08Ja, und da guckst du nur
16:09und du kannst es gar nicht fassen,
16:10dass das deine Mutter ist.
16:15Mein Vater und ich,
16:19wir sind uns auch sehr interessant.
16:21Aber wir halten es nicht lange miteinander aus.
16:23Wenn wir zusammen Straßenbahn fahren,
16:24da erklärt er mir immer,
16:25was draußen vorgeht.
16:26Ich meine, das sehe ich da selber nicht.
16:27Das macht mich auch immer ganz kribbelig,
16:28aber es ist eben so.
16:32Das Problem Emanzipation
16:33hat es für mich eigentlich nie gegeben.
16:36Man muss Gefühle
16:37und Verständnis füreinander haben.
16:39Das ist alles.
16:41Was ich da zum Beispiel ganz schön finde,
16:43wir waren in Rumänien, Karin und ich,
16:45und da haben wir beim Trempen
16:46zwei Jungs kennengelernt,
16:47die aus dem Kaukasus kamen.
16:49Und da haben wir eine Nacht zusammen verbracht.
16:52Haben Lagerfeuer gemacht.
16:53Die Jungs hatten mächtig zu tun
16:55und wir haben für die schönen Sachen gesorgt.
16:57Für Musik und Vorlesen und so.
16:58Lange, lange, lange.
17:01Und am nächsten Morgen
17:01waren die Jungs zeitig auf
17:03und haben Mais gepflückt und gekocht.
17:05Blätter drüber gelegt,
17:06damit es warm bleibt.
17:07Und irgendwie, ich weiß nicht,
17:12hatten wir keine Lust, mit ihm zu schlafen.
17:14Und keiner hat das vermisst.
17:16Es war richtig schön.
17:19Wenn man miteinander schläft
17:21und sich nicht weiterkennt,
17:23müssen das schon ganz gute Leute sein.
17:26Die Schönheit der Körper genießen,
17:28ach, das ist wunderbar.
17:30Manchmal ist es schwierig.
17:33Manchmal bin ich traurig.
17:36Da kenne ich den Stefan.
17:39Ja, Stefan ist verheiratet.
17:42Zuerst war es nur wegen der Wohnung.
17:44Dann haben sie ein Kind gekriegt.
17:47In den Stefan war ich richtig toll verliebt.
17:51Mensch, wenn ich in der Schule
17:52so eine trockene Aufgabe hatte
17:53und ich hätte alle umarmen können
17:55und lachen vor Freude.
17:56Wer soll denn da ein Fachbuch gestalten,
17:58wenn er so verliebt ist?
18:00Mit dem Stefan ist das eigentlich nie
18:01richtig zu Ende gegangen.
18:04Und jetzt denke ich, es geht nicht mehr.
18:07Es ist irgendwie vorbei.
18:10Wegen seiner Frau habe ich mir nie Gedanken gemacht.
18:13Wenn es richtig schön und ehrlich war,
18:16wäre es doch schade,
18:16wenn man es nicht gemacht hätte, nicht?
18:21Eifersucht ist mir fremd.
18:24Wenn mich jemand vernachlässigt,
18:25dann stimmt es eben nicht mehr.
18:27Dann kann ich nichts anderes machen,
18:28als selber aktiv zu werden.
18:30Bei Menschen, die ich achte,
18:32kann ich mich richtig toll freuen,
18:33wenn sie sich an jemand anderem freuen.
18:36Ich kann als Dritter miterleben,
18:38wie was Schönes zwischen ihnen entsteht.
18:42Ein Leben zu zweit
18:43kann ich mir überhaupt nicht vorstellen.
18:46Irgendwie denke ich,
18:47dass wir mal zu viert leben werden.
18:52Ja, Karin und ich,
18:52wir gucken schon gegenseitig unsere Männer an.
18:54Männer teilen ist nicht.
18:57Wir sind zu verschieden.
18:59Naja, wir haben schon solche Sachen probiert,
19:02da haben wir hinterher nur gekichert.
19:05Ach, Kinder müssten auch sein, nicht?
19:07Ja, das ist ein Problem.
19:11Aber vielleicht verteilt sich das besser
19:14in einer größeren Gemeinschaft.
19:15Ich meine, dass einem
19:17also nicht leidtun muss,
19:19was man alles nicht machen kann,
19:20wegen der Kinder.
19:22Naja.
19:26Ich gehe auch gern allein zu Feten.
19:29Immer jemand an meinen Fersen,
19:30das mag ich nicht.
19:31Ich bin auch in keinem festen Kreis drin.
19:32Die bleiben immer so in sich.
19:34Ja, die sind ja
19:34nicht offen genug nach außen.
19:37Eine Zeit lang tanzen sie
19:38und dann haben sie ihre Diskutierphase
19:39und dann langweilen sie sich miteinander.
19:42Ach, und tanzen?
19:43Da kommt es doch vor,
19:44dass ich eine Weile zu Hause sitze
19:45und dann muss ich rumtoben.
19:46Ich bin bei einem Studentenclub,
19:47hier kannte keinen
19:48und habe mir einen Jungen gesucht,
19:50mit dem ich tanzte.
19:52Ja, die anderen fanden es ein bisschen komisch.
19:55Die Jungs, die haben auch zu tun
19:56in den Tanzpausen,
19:57um sich jemanden zu suchen.
19:58Die haben nichts anderes mehr im Kopf.
20:00Ist eigentlich ein bisschen blöd, nicht?
20:02Deswegen gehe ich auch selten
20:07in diese offiziellen Tanzgaststätten.
20:10Schon die Atmosphäre da, ja?
20:11Ist ja dieser Lärm die ganze Nacht
20:13und die gucken einen nicht richtig an.
20:15Die reden kein Wort mit einem.
20:17Ich finde, das hat man als Frau
20:18nicht mehr nötig.
20:21Und da passiert es,
20:21dass ich irgendwo rumtobe
20:22und die anderen sitzen da und gucken zu.
20:25Mir macht es Spaß,
20:26weil ich Platz habe
20:27und die anderen freuen sich.
20:28Ich finde das nicht überheblich.
20:30Früher hätte man das mir sicher so ausgelegt.
20:32Aber wir denken uns auch sonst viel aus,
20:35Karin und ich.
20:37Wir haben ein Puppenspiel veranstaltet bei Karin.
20:39Da haben wir eine Menge Leute eingeladen.
20:41Und Tari, das ist ein richtiger Puppenspieler.
20:42Und die Puppenbühne, die ist rot,
20:44also ganz rot
20:45und geht fast bis zur Decke.
20:47Und im Puppenfenster
20:48sind ganz viel Kerzen
20:50und Spitzen und Federn und so.
20:52und dann wird gebimmelt,
20:55lange,
20:56bis ganz still ist.
20:58Und in den Pausen wird geflötet.
21:02Das ist eine richtig edle Stimmung.
21:04Den ganzen Abend keinen falschen Ton.
21:07Wir haben schon andere Puppenspiele miterlebt.
21:11Beim Schweinebraten in Berlin,
21:13da war man Puppenspieler.
21:14Es war schlimm.
21:16Die Leute, die quatschten,
21:18die konnten nicht zuhören.
21:20Und wenn Leute so,
21:21so stumpf sind,
21:22wie werde ich denn da?
21:23Da wäre ich ganz kribbelig.
21:24Da gehe ich weg.
21:25Ich habe in Berlin
21:30zum ersten Mal erlebt,
21:31was es an Leid gibt.
21:33Hatte ich tüchtig zu kauen.
21:36Darauf war man ja nicht vorbereitet.
21:39Aber es nützt nichts,
21:40wenn es einen kaputt macht.
21:42Es muss anders herumgehen.
21:43Man muss Kraft finden,
21:46dem zu begegnen.
21:46Man muss den Leuten zeigen,
21:47dass es auch noch anders geht.
21:50Mit Politik,
21:51das ist vielleicht eine Schande,
21:52fange ich gar nichts an.
21:52Irgendwie kann ich da nur
21:55Aha sagen.
21:57Das sind doch alles
21:58nur Informationen.
22:00Ich meine,
22:00warum soll ich denn
22:01auf dem Laufenden sein?
22:02Um darüber schwätzeln zu können?
22:04Die Leute,
22:05die über alles so viel reden können,
22:07mit denen fange ich gar nichts an.
22:09Die leben da nur nach außen
22:10und innen leer.
22:15Manchmal,
22:15da rieselt es
22:16und da erreicht es mich schon.
22:18Aber
22:18ich darf nicht dazu gezwungen werden.
22:21Das muss aus mir heraus kommen.
22:23Sonst stimmt es nicht.
22:25Dann nutzt es auch keinem.
22:27Nur wenn man mit Menschen
22:28zu tun hat,
22:28ist es gut.
22:30Und das versuche ich dann
22:31nachzuerleben
22:31und dann bekomme ich
22:32Einblick in andere
22:33Lebensverhältnisse.
22:36Und das ist Politik
22:37für mich.
22:41Was ich gern mache,
22:42möchte es fliegen.
22:44Im Traum bin ich ja
22:45schon viel geflogen.
22:48Und ich habe mir immer gewünscht,
22:50so hopsen zu können
22:51wie ein Känguru.
22:52So hops ich ja heute noch.
22:54In großen,
22:55langen Sprüngen,
22:56wenn ich jemanden treffe,
22:58den ich eigentlich
22:58nicht treffen wollte.
22:59Quer über den
23:00Alexanderplatz.
23:02Oder wenn ich jemanden
23:02zeigen will,
23:03was ich alles kann.
23:05Was ich noch gern mache,
23:06ist lesen.
23:08Hölderlin
23:08und ein bisschen Rilke
23:10und nur ein Seufzer lang
23:11von der Ann-Philippe
23:12habe ich schon ein paar Mal gelesen.
23:15Ich kann mir den Garten
23:16vorstellen,
23:17in dem Gerard und
23:18Anne gelebt haben.
23:20Ich wünsche mir,
23:21dass es ihn noch gibt.
23:23Sonst habe ich eigentlich
23:24wenig gelesen.
23:26Ich habe überhaupt
23:27keine Allgemeinbildung.
23:29Ich kenne Thomas Mann nicht.
23:30Den Tod in Venedig
23:31nur vom Film
23:32und so wird das weiter.
23:34Manchmal ärgert mich das.
23:35Aber ich finde es gut,
23:36wenn einer kommt und sagt,
23:38Barbara,
23:40du hast das ganze
23:40Schöne noch vor dir.
23:42Was die anderen schon
23:43hinter sich haben,
23:43freu dich doch.
23:45Und das tue ich dann.
23:48Einer hat mich mal
23:48narzisstisch genannt.
23:50Es berührt mich gar nicht.
23:57Wie soll ich denn leben?
23:59Selbstverleugnung,
24:00das ist vielleicht
24:00den Alten zugestanden.
24:04Was ich noch machen möchte
24:05im Leben,
24:05ich möchte herauskriegen,
24:07was mit den Leuten
24:07in den Gefängnissen
24:08und Irrenhäusern geschieht.
24:10Das hat mich schon immer
24:11mächtig interessiert.
24:13Da hat nämlich mal einer
24:14über mir zur Untermiete gewohnt.
24:16Der hat einen Traktor gefahren,
24:18hatte acht Klassen
24:19und keinen Vater
24:20und einen Haufen
24:20kleiner Geschwister
24:21und der ist manchmal
24:22zu mir runtergekommen,
24:23weil er merkt hat,
24:23ich bin auch allein.
24:25Ich hatte auch nicht
24:25immer Zeit für ihn,
24:26da habe ich ihn
24:26auf mein Bett gesetzt,
24:27weil nichts anderes da war.
24:30Da habe ich ihm Papier gegeben
24:30und Bleistift
24:31und da hat er gezeichnet.
24:33Hat er vorher noch nie gezeichnet,
24:35der fand das blöd.
24:37Und da hat er auf einmal
24:38Gefängnisfenster gezeichnet.
24:41Richtig.
24:42Mit Perspektive und so.
24:45Der hat ihm erzählt,
24:46der hat immer randaliert,
24:47weil nichts in seinem Leben
24:48zusammenpasste
24:49und also was weiß ich noch,
24:51jedenfalls hat er gesessen.
24:53Und nun war er wieder
24:53mit den gleichen Leuten
24:54wie vorher zusammen,
24:56spielte wieder Karten
24:57und trank wieder Bier.
24:59Der wusste nicht,
25:00was er anfangen sollte.
25:02Und dann hat er gemerkt,
25:03dass es noch was anderes gibt.
25:05Und er kam mit seinen Leuten
25:06nicht mehr klar.
25:08Ich war mal im Kino mit ihm,
25:09richtig guten Film,
25:10wo der sonst nie hinging.
25:12Hat er gefragt,
25:13ob er mich küssen darf.
25:14Und dann ist er mal nachts gekommen,
25:17wollte bei mir schlafen,
25:19wollte sich neben mein Bett legen
25:20und auch gleich einschlafen.
25:23Und ich war so blöd
25:24und hab Nein gesagt.
25:28Und da hat er einen Gashahn aufgedreht.
25:30in derselben Nacht.
25:34Der wollte nicht mehr allein sein.
25:38Der hat doch nicht nur
25:39Gefängnisfenster gemeint.
25:41Für den war sein ganzes Leben
25:43ein Gefängnis,
25:44aus dem er nicht mehr rausgekommen ist.
25:46Ich hätte doch sehen müssen,
25:48was der da zeichnet.
25:51Der hat nach Hilfe geschrien.
25:52Wenn alte Leute sterben,
25:58das drückt mich wenig.
26:00Ich weiß,
26:00dass wir alle sterblich sind.
26:03Da darf man nicht lange trauern.
26:07Da muss man was Schönes machen.
26:09Da muss man was machen,
26:10was den Toten auch Freude gemacht hätte.
26:13Nicht?
26:22Regen kommt auf und fällt.
26:35Ein Mann sitzt am Boden und weint.
26:40Sitzt, weint und betet zu Gott.
26:44Sitzt, weint und betet zu Gott.
26:52Die Frau ging fort,
26:55es geht ihr gut.
26:57Sie zieht irgendwo hin.
27:01Mit einem Kerl,
27:03mit großem Schnurrbart
27:06zieht sie irgendwo hin.
27:10Unterwegs machen sie
27:11auf einer Wiese Halt
27:14und sie brät im Hühner.
27:18Ihrem Mann hat sie keine gebraten.
27:22Niemals, niemals gebraten.
27:28Deswegen weint er.
27:32Deswegen weint er.