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In einem neuen Video spricht Marco Risch von Nerdkultur über den Anfang der Serie Andor.
Transkript
00:00Pünktlich zum bevorstehenden Start veröffentlicht Disney hier auf YouTube die ersten drei Episoden
00:07des gefeierten Prequels, und zwar kostenlos.
00:10Zum Reinschnuppern für die Neuen und zum Anheizen für die Kenner.
00:14Und es ist kein Zufall, dass es die ersten drei Folgen sind.
00:17Bereits vor drei Jahren entschieden sie sich für drei zum Auftakt.
00:20Show-Creator Tony Gilroy erzählt sein Spin-Off-Abenteuer in vier ineinander fließenden Story-Arcs
00:26aus je drei Episoden, mit einer sehr bezeichnenden Ausnahme.
00:30Ganze Kapitel, die auf ein großes Ganzes hinarbeiten.
00:36Bricht man die ersten Folgen mittendrin ab, weil man etwas ganz anderes, vielleicht sogar
00:40etwas sehr gewöhnliches erwartet, entgeht einem die beste Star-Wars-Serie überhaupt.
00:46Dabei gibt es in diesen ersten Folgen bereits so viel zu sehen.
00:49Nicht was versteckte Lore angeht, wo was herkommt und wann es schon mal in den letzten
00:5448 Jahren Star Wars irgendwo erwähnt wurde, sondern zwischen den Zeilen, im Subtext.
01:00Andor hat so viel mehr zu erzählen als das.
01:02Andor ist anders.
01:04Wie anders erzählte ich euch bereits in drei Videos über Staffel 1 und über Staffel 2
01:09und unter letzterem haben sich über 400 von euch gewünscht, dass ich die Serie wie in
01:13meinen Game of Thrones Videos bespreche, nur nicht Folge für Folge, sondern Kapitel für
01:18Kapitel.
01:19Lasst es mich hier für euch versuchen.
01:22Genau wie Disney mit den ersten drei Episoden.
01:24Und danach seht ihr Andors Anfang mit anderen Augen.
01:48Für den eigentlichen Anfang braucht es keine besonders scharfen Augen.
01:51Andor sieht anders aus.
01:53Wie der Cyberpunk seit 1982 statt wie Star Wars seit 1977.
01:59Buntes Neonlicht rahmt die Silhouetten der verregneten und in Dunkelheit getauchten Metropole.
02:04Eine Dystopie wie im Jahr 5 BBY oder 5 VSY, also fünf Jahre vor der Schlacht um Javi und
02:13damit fünf Jahre vor Rogue One.
02:16Staffel 1 erzählt uns nicht vom ersten Jahr des Rebellen Cassian Andor, sondern wir begannen
02:21zu rebellieren.
02:22Es ist Staffel 2, die in jedem der vier verbliebenen Kapitel die vier verbliebenen Jahre aufarbeiten
02:28will, ehe sie exakt vor Rogue One enden wird, sobald wir bei genau dem Cassian Andor ankommen,
02:34den wir kennen.
02:35Bis dahin gilt…
02:44Dass vor langer Zeit, selbst in einer weit, weit entfernten Galaxis, das älteste Gewerbe
02:50der Welt bereits sein Geld verdient, sollte uns eigentlich nicht wundern.
02:53Und doch ist das genau so neu für Star Wars wie dieser Look und dieser Beat.
03:04Wir erfahren, was Cassian wirklich antreibt, die Suche nach seiner Schwester.
03:08Was wir aber auch erfahren, ist, dass in dieser Welt niemand seinen echten Namen benutzt.
03:14Oh, was ist ihr Name?
03:16Niemand hier nennt ihren echten Namen.
03:18Der ist eine Illusion.
03:20So wie Cassian selbst.
03:21Sein echter Name ist Kassar, der Titel der allerersten Episode.
03:26Cassian.
03:28Kassar.
03:30Kassar.
03:32Kassar.
03:34Sein Darsteller Diego Luna erzählte, wie wichtig ihm Cassian Andor geworden ist.
03:38Die erste echte Hauptfigur in diesem Universum mit lateinamerikanischen Wurzeln.
03:43Sein in der Originalfassung deutlich hörbarer Akzent ist keine Randerscheinung mehr,
03:47sondern Teil seiner Identität.
03:50Unzählige Menschen können sich plötzlich in Star Wars wiederfinden.
03:53Repräsentation macht eben einen Unterschied.
03:56Sein Name damit eine typische Migrationsgeschichte.
03:59Denn bei der Einbürgerung werden die gerne der hiesigen Sprache angepasst.
04:03Aus Juan wird John, aus Miguel wird Michael,
04:07Carlos wird so zu Charles und Kassar wird zu Cassian.
04:11Warum schwimmt er über?
04:13Er schwimmt über. Er wächst aus.
04:28Ich habe 300 Kredite in meinem Kodebüschel.
04:41Wir gehen zusammen.
04:43Ich werde dir erzählen, was passiert.
05:11Kurz zur Flucht ins 21. Jahrhundert bewegt und zum Sponsor dieses Videos.
05:16Holy, immer noch eure echte Alternative zu ungesunden Energydrinks.
05:21Ohne Zucker und ohne unnötige Inhaltsstoffe wie Taurin.
05:24Leicht anzurühren, vegan und ohne Dosenmüll.
05:27Noch im neuen Jahrstil und nur noch bis 31. März.
05:31Mit meinem Neukundencode NÖRDKULTUR5 spart ihr sogar 5 Euro auf eure erste Bestellung.
05:37Wie zum Beispiel auf das Starter-Set Deluxe mit schickem Thermoshaker.
05:40ihr so dann für weniger als die Hälfte kriegt. Die Bestandskunden unter euch bekommen mit meinem
05:45Code Nerdkultur sogar 10% auf alles. Den Link zum neuer Stil, zu den neuen Milkshakes und
05:51zu allen anderen Angeboten von Horly findet ihr in der Videobeschreibung.
05:55Gerade noch habe ich in meinem Dinosaurier-großen Jurassic Park Video über die klassische Dreier
06:05Struktur in der Filmdramaturgie schwadroniert und schon werde ich hier wieder damit konfrontiert.
06:09Nur in anders. Denn gerade weil Endor so erzählt wird, lassen sich je drei Folgen in die drei Akte
06:17pressen. Darum endet Episode 1 auch nicht in einer plausiblen Konklusio, sondern mittendrin,
06:22nach dem ersten Plotpoint. Und Akt 2 bzw. Episode 2 mündet in einen Übergang zum Finale,
06:29dem dritten Akt. Auch darum fühlt sich der Storyarc erst dann rund und eben in sich
06:34geschlossen an, weil er erst dann auch abgeschlossen ist. So funktionieren nun mal
06:40Geschichten, die für uns, das Publikum, eben besonders gut funktionieren.
06:44Wir sehen diese Kapitelstruktur aber auch in der individuellen Inszenierung. Tony Gilroy
06:49stellt für jedes Kapitel einen eigenen Regisseur und einen eigenen Hauptautor ab. Und den dreiteiligen
06:55Auftakt schrieb der zweifach Oscar-Nominierte einfach gleich selbst. Im Regiestuhl nimmt
07:00Toby Haynes Platz. Den Briten kennen wir noch von Doctor Who, Black Mirror und natürlich
07:05Sherlock, wie man hier unmissverständlich sieht. So unterschiedlich fühlen sich dann
07:18auch die unterschiedlichen Erzählebenen an. Auf den dystopischen Cyberpunk folgt
07:23Wally, der die Erde aufräumt. Ferix ist dabei einer der drei Schauplätze der drei Folgen,
07:30die anderen sind eben Morlana 1 und in einer anderen Zeitebene Kassas Heimat Kenari. Die
07:36einzigen wirklich auserzählten Flashbacks der Serie. Die anderen sind Visionen,
07:41in denen Endor selbst zusieht. Jedes Kapitel ist eben anders inszeniert.
07:45Kenari erklärt nicht nur Endors Akzent, sondern retkont elegant den Star-Wars-Kanon. Denn der
08:03legte sich bereits auf die Eiswüste von Festfest, bekannt aus den Videospielen. So funktioniert eben
08:10manchmal diese vorgetäuschte Konsistenz in Star Wars oder habt ihr den eifersüchtigen Tim in
08:15Episode 7 wiedererkannt? Da natürlich als eine andere Figur und damit in bester Tradition.
08:20Toby Haynes erzählt von Kenari ohne Untertitel und doch verstehen wir den Plot und sehen die
08:38angedeuteten Parallelen zum Herrn der Fliegen, in dem sich gestrandete Kinder selbst verwalten
08:43müssen und dabei in dieselben gesellschaftlichen Urkonflikte verfallen, wie wir Erwachsenen.
08:47Wie viel Zeit wirklich vergangen ist, sehen wir nicht nur bei Kassa, sondern hören das
08:57auch bei B2IMO. Er stottert nur in der Gegenwart. Ironischerweise fällt das
09:12trotzdem unter nonverbales Storytelling. Ferix wird als Schrottplanet mit einem sehr eigenen
09:21Völkchen charakterisiert und doch deutet sich bereits an, dass die kolonialisierte
09:25Ausbeutung auch vor Kassians neuer Heimat keinen Halt machen wird. Die Geschichte wiederholt sich.
09:30Die Probleme der Kinder sind noch immer die der Erwachsenen.
09:42Andor etabliert hier bereits eine Bildsprache, die sich durch die gesamte Staffel ziehen wird.
09:47Ist die Kamera bei der Obrigkeit, ist sie weit und ruhig. Sie zeigt uns Ordnung. Ist die Kamera
09:53bei den Unterdrückten, ist sie nah und wackelig. Sie zeigt uns ihre innere Unruhe.
10:00Ich weiß, ich will mein Geld zurück.
10:03Wir haben eine Warnung für Kassian Andor.
10:07Und verschlägt es die Ordnungsmacht in dieses Chaos, passt sich die Kamera an. Es liegt am
10:12Ort selbst. Das Imperium wird hier unruhig. Hanes filmt alles in diesen Passagen aus der Hand
10:20und wie in einem Indie-Film. Ordnet die Figuren so an, dass ihre Gefühle genauso isoliert sind,
10:25wie sie stehen und wie sie sitzen. Weit weg vom klassischen Hollywood. Weit weg von Star Wars.
10:32Wie eine Schießerei ohne Musik. Eben nicht sonderlich heroisch. Nicht sonderlich Star Wars.
10:40Auch wenn sich Gilroy immer wieder bei den Western-Anleihen von George Lucas bedient,
10:51ist er damit weit weg vom klassischen Western der goldenen Hollywood-Jahre.
10:55Das hier ist der nihilistische Spätwestern. Ein Abgesang auf längst vergangene Zeiten und auf
11:01gegenwärtige. Denn wenn hier die Landungsschiffe anfliegen, ist das nicht so aufregend gefilmt,
11:10wie durch J.J. Abrams, sondern nimmt sich die Zeit im Augenwinkel Zweifel zu sehen. Zweifel
11:16an der Vorgehensweise. Eine Ahnung, dass die Eskalationsspirale ab hier nicht mehr aufzuhalten
11:22ist. Was uns endlich zu Cyril Khan führt. Mit ihm und seinem Ehrgeiz beginnt diese
11:31Eskalationsspirale bis hoch in die imperialen Geheimdienstgremien hinein. Doch noch sind wir
11:36im ganz Kleinen gefangen, bei einfachen Konzernmitarbeitern, beim Sicherheitsdienst
11:41der Pre-Oxmalana-Unternehmenszone. Die Primo-Angestellten benehmen sich wie imperiale
11:47Offiziere, sind es aber nicht. Sie üben eine Macht aus, die nicht durch das Volk legitimiert
11:52ist, sondern durch ein Unternehmen. Doch Schiefinspektor Hine ist ein Pragmatiker.
12:10Ein Pragmatiker innerhalb eines autokratischen Systems. Wie sehr Cyril dagegen vom Ehrgeiz
12:15zerfressen ist, sehen wir an seiner Kleidung. Ein Dialog, wie ihn auch Hollywood-Legende
12:29Aaron Sorkin hätte schreiben können. Tony Gilroy spielt mit unseren Hörgewohnheiten.
12:46In den ruhigen Momenten lässt er Cyril immer wieder allein stehen, so wie er mit seiner
12:51Prinzipientreue immer wieder allein am eigenen Apparat abprallt. Cyril scheint in Sergeant Linus
13:08Mosk endlich einen Gleichgesinnten zu finden, doch wir hören genauer hin als er.
13:15Der beste Weg, eine Klinge zu schärfen, sei es, sie zu benutzen? Das ist Blödsinn. Sie
13:26sind beide enthusiastisch, aber nur einer von ihnen ist auch fanatisch. Linus' Rede entlarvt ihn.
13:32Cyrils Rede zieht ihn und seine Absichten ins Lächerliche. Der denkbar größte Kontrast zu
13:44den großen Reden der Serie. Die hebt sich Gilroy für die anderen Kapitel auf, wenn die Figuren sich
13:50ihre Monologe auch verdienen. Cyril erliegt einer Obsession, die wie ein Duell verschadowt wird.
14:05Doch es gibt kein Duell. Cassian demütigt ihn. Er lässt Cyril Khan traumatisiert zurück. Der
14:14wähnte sich unter Verbündeten, wirkt aber endgültig verlassen. Er und seine Primorsöldner
14:22treffen auf einen Widerstand, der mit einfachsten Mitteln zurückschlägt. Symbolisch dafür auch der
14:33Klöckner von Faryx. Noch steht er für Routine und für Ordnung, viel später für zivilen Ungehorsam
14:40und für Rebellion. Jeder Schlag gegen das Metall, sinnbildlich für Faryx und wie selbst zurückgelassener
14:49Schrott lautstark eine Abrechnung ankündigt. Abrechnung auf Englisch Reckoning, der Titel
14:59der dritten Episode. Wenn das komplette Kapitel einen Namen bräuchte, dann wäre der es. Reckoning.
15:05Das klingt nach einem Reckoning.
15:17Die würden mich dann anziehen, würden sie?
15:19Sie würden mich auf Ricks Road anziehen und mich in der Ecke anziehen.
15:22Wäre das nicht das erste Mal, würde es das nicht sein?
15:25Ist das nicht dort, wo sie deinen Vater anziehen?
15:28Wer bist du?
15:34Wenn du es hier nicht finden kannst, ist es nicht wert, es zu finden.
16:04Sie sagen mir, diese Dinge funktionieren.
16:06Die Arroganz ist bemerkenswert, oder?
16:34Wann?
16:35Regel Nummer zwei. Baut euren Ausgang auf dem Weg ein und reißt euch aus.
17:04Endors Anfang und zu Endors Ende schließt sich.
17:07Er zeigt uns einen Konflikt zwischen dem freien Willen und dem, was getan werden muss.
17:12Endors Anfang zeigt uns auch den Anfang vom Ende.
17:34Endors Anfang zeigt uns auch den Anfang vom Ende.

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