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Weltuntergang plus 50er-Jahre-Ästhetik? Ein kaputtes Kernkraftwerk und eine verseuchte Zone? Atomfall , das am 27. März für PC, Xbox One, Xbox Series, PS4 und PS5 erscheint, klingt wie eine Mischung aus Fallout und Stalker .

Im Test hat sich nun aber herausgestellt - beides trifft nicht wirklich zu. Denn Atomfall geht trotz der offensichtlichen Anleihen einen ganz eigenen Weg.

Wie genau der aussieht, wieso der Shooter ein kleines Highlight ist und wer mit dem besonderen Spiel eher nichts anfangen kann, zeigen wir euch in unserem Textvideo.
Transkript
00:00Is anybody there? I need help. Who are you?
00:12Stellt euch vor, ihr wacht auf und wollt euch gerade einen Kaffee machen,
00:16aber plötzlich steht vor eurem Bett ein blutender Typ mit Schutzanzug und Gasmaske,
00:21der irgendwas von einem Übergang faselt.
00:24Ach, und außerdem ist euer Bett plötzlich in einem heruntergekommenen Bunker in Nordengland.
00:30Genau so fängt Atomfall an, das neue Spiel vom Sniper-Elite-Entwickler Rebellion.
00:35Falls ihr verwirrt seid, das ist normal.
00:37Denn unsere Spielfigur in Atomfall hat ihr Gedächtnis verloren und weiß offenbar weder wer noch wo sie ist.
00:42Ein Klassiker!
00:44Schnell stellt sich aber heraus, dass wir gefangen sind.
00:47Nicht im Bunker, aber in der sogenannten Zone, einem kleinen Gebiet rund um das Atomkraftwerk Windscale.
00:54Es ist das Jahr 1962. Fünf Jahre zuvor sorgte eine Katastrophe im Kraftwerk für Aufsehen.
01:00Das Gebiet wurde abgeriegelt und unter Quarantäne gestellt.
01:03Alle Bewohner und die stationierten Soldaten waren fortan vom Rest der Welt abgeschnitten.
01:08Wie wir hier gelandet sind, bleibt ein Rätsel.
01:10Klar dafür ist das Ziel, so schnell wie möglich aus diesem Freiluftgefängnis zu entkommen.
01:15Koste es, was es wolle.
01:17Aber alles was wir haben, ist dieses eine Wort, das der Wissenschaftler im Schutzanzug ständig wiederholt hat.
01:23Der Übergang.
01:25Wir treten also hinaus aus dem Bunker in die unbekannte Welt, auf der Suche nach was auch immer dieser Übergang eigentlich ist.
01:32Als wir den Bunker verlassen und zum ersten Mal ins gleißende Sonnenlicht treten,
01:36schießt uns aber erstmal ein ganz anderer Begriff in den Kopf.
01:39Fallout.
01:41Wie uns Atomfall in seine unbekannte Welt entlässt, erinnert deutlich an die Step-Out-Momente, die wir aus Bethesda spielen kennen.
01:48Der Vergleich mit Fallout und Stalker drängt sich beim Spielen von Atomfall einfach auf.
01:52Gerade beim Setting gibt es große Ähnlichkeiten.
01:55Ein historischer Unfall im Atomkraftwerk als Ausgangspunkt?
01:58Versteckte Labore mit Regierungsgeheimnissen?
02:01Gescheiterte Expeditionen in die Zone?
02:03Das kennen wir doch schon aus einer gewissen ukrainischen Shooter-Reihe.
02:07Auf der anderen Seite gibt es ein retro-futuristisches Setting mit atombetriebenen Robotern und 50er-Flair sowie unterirdische Bunkeranlagen mit riesigen, quietschenden Türen.
02:19Wer kann da nicht an Fallout und seine Vaults denken?
02:22Doch so deutlich, wie Atomfall sich von seinen großen Vorbildern inspirieren lässt, ist es trotzdem keine bloße Kopie, sondern hat seine eigene Identität.
02:30Das ist vor allem am größten Alleinstellungsmerkmal und unserem Highlight von Atomfall zu erkennen.
02:36Zu einem einzigartigen Quest-System.
02:38Statt Quests folgen wir in Atomfall sogenannten Leads, also Hinweisen.
02:42Die funktionieren im Grunde zwar wie Quests, weil wir verschiedene Stationen abklappern und sie irgendwann abschließen.
02:48Jedoch ist das Wie hier entscheidend.
02:51Denn zumindest mit den empfohlenen Einstellungen folgen wir nicht einfach blind einem Quest-Marker, sondern müssen selbst aktiv werden.
02:58Wir sprechen mit den Bewohnern der Zone, erkunden auffällige Orte und lesen gefundene Notizen aufmerksam durch.
03:04So erfahren wir von neuen Orten, Geheimnissen und Personen, die uns dabei helfen können, den Übergang zu finden und aus der Zone zu entkommen.
03:11Oder wir entdecken den Standort eines Verstecks voller wertvoller Beute, was auch nie verkehrt ist.
03:16Das alles müssen wir selbst verstehen.
03:18Standardmäßig gibt es keine Kartenmarkierung für bestimmte Hinweise, aber recht genaue Beschreibungen und Koordinaten.
03:24Wer gerne liest und in die Geschichte einer Spielwelt abtaucht, sollte hier jede Menge Spaß haben.
03:29Teilweise fühlt sich Atomfall fast schon wie ein postapokalyptisches Detektivspiel an,
03:34wenn wir in einem versteckten Raum eine geheimnisvolle Notiz finden und uns die nächste Station unserer Reise selbst zusammenreimen.
03:40Das Menü, in dem die Hinweise aufgelistet werden, ist dann aber leider weder ansehnlich noch übersichtlich.
03:47In einigen Fällen brauchten wir eine gefühlte Ewigkeit, um eine neue Notiz im Untermenü eines unserer gut 20 Hinweise zu entdecken.
03:55Welchen Hinweisen wir zuerst nachgehen, lässt uns Atomfall selbst entscheiden.
03:59Wir können die vier frei erkundbaren Gebiete in beliebiger Reihenfolge besuchen.
04:03Für die Story wichtige Erkenntnisse und Gegenstände entdecken wir oft an verschiedenen Orten.
04:08Wir stoßen zufällig beim Erkunden auf sie oder suchen sie gezielt mit Hinweisen.
04:12Wenn wir weniger rätseln wollen, erlaubt uns das Atomfall aber auch.
04:16Wir können das Spielerlebnis jederzeit im Detail in den Einstellungen anpassen.
04:21Wir aktivieren Questmarker, machen die Kämpfe leichter oder passen die Preise bei Händlern und die Menge gefundener Beute an.
04:27Atomfall bietet Optionen für wirklich jeden Geschmack.
04:30Die Entwickler empfehlen jedoch eine rundum herausfordernde Erfahrung.
04:34Wer will, kann sich aber auch ganz aufs Erkunden konzentrieren und die Schwierigkeit und Häufigkeit von Kämpfen so weit wie möglich runterschrauben.
04:41Auch das kann sich lohnen, denn die Welt von Atomfall ist definitiv ein Hingucker.
04:46Das ländliche England erstrahlt in sattem Grün und scharfen Texturen.
04:50Wir wandern durch Wälder und Wiesen, erkunden verlassene Industrieanlagen und Dörfer.
04:54Auch dank statischer Beleuchtung sieht die Welt von Atomfall immer hübsch aus.
04:58Einen Tag-Nacht-Wechsel oder unterschiedliches Wetter gibt es nicht. Es scheint immer die Sonne.
05:03Es sei denn, wir erkunden einen Bunker oder die von seltsamen Pflanzen und Wesen bewohnten, verseuchten Gebiete.
05:09Fast überall gibt es auch etwas zu entdecken, seien es kleine Story-Fetzen, Sammelgegenstände oder wertvolle Beute.
05:15Beides ist oft in versteckten Räumen oder hinter Rätseln versteckt.
05:19Gerade an der Oberfläche bietet die Welt aber nicht viel Abwechslung.
05:23Die Landschaften bleiben im Grunde genommen immer gleich, die standenden Bauernhäuser und Militäraußenposten kennen wir irgendwann auswendig.
05:30Eine Schnellreise-Funktion gibt es nämlich nicht.
05:33Einige besondere Orte bleiben uns trotzdem in Erinnerung.
05:36Am meisten sticht das Dorf Wyndham heraus, der letzte zivilisierte Ort in der Zone.
05:41Hier gibt es englische Dorfidylle, gepaart mit blechernden Durchsagen des Militärs und marschierenden Robotern,
05:46die von dessen unterdrückerischer Herrschaft über die Bewohner künden.
05:50In den Casterfell Woods schleichen wir uns dagegen in die Gewölbe einer verfallenen Burg, in der ein fanatischer Droidenkult sein Unwesen treibt.
05:57Ein weiteres Highlight ist eine weitverzweigte, geheime Bunkeranlage, in der wir nach und nach neue Abschnitte freischalten.
06:04Hier verstecken sich die größten und dunkelsten Geheimnisse der Zone, die wir für unsere Flucht aus dem Gebiet aufdecken müssen.
06:10Diese Geheimnisse sind es auch, die Atomfall bis zuletzt spannend machen.
06:14Denn die Geschichte wird nicht aufwendig mit Zwischensequenzen inszeniert.
06:18Sie beeindruckt auch nicht mit emotionalen Momenten, überraschenden Wendungen oder aufwendig geschriebenen Charakteren, die uns lange in Erinnerung bleiben.
06:25Dass unsere Gesprächspartner sehr starre Gesichtsanimationen haben, hilft da auch nicht unbedingt weiter.
06:30Alle Figuren, denen wir begegnen, sind mehr oder weniger nur Mittel zum Zweck, um uns näher zum Ziel zu bringen.
06:36Zwar empfinden wir Mitleid für einen der Zone gestrandeten Wissenschaftler und Abscheu gegenüber dem autoritären und herablassenden Anführer der Soldaten,
06:44doch der spannendste Teil der Geschichte liegt in der Erforschung der Vergangenheit.
06:48Nach und nach decken wir auf, was der Übergang und Oberon sind, wie es zu dem Unglück kam und woran die Wissenschaftler in der Zone geforscht haben.
06:56Am Ende haben wir für fast alles eine schlüssige und auch zufriedenstellende Erklärung.
07:01Besonders überraschend ist das Finale allerdings nicht, wenn wir uns davor aufmerksam mit den Hinweisen auseinandergesetzt haben.
07:08Wie genau Atomfall endet, entscheiden wir aber selbst dadurch, welche Verbündeten wir uns gesucht haben.
07:13Insgesamt gibt es sechs Enden, die wir uns fast alle bis kurz vor dem Abspann freihalten können.
07:18Die Entscheidung treffen wir dann ganz zum Schluss.
07:21Aber auch vor dem Finale gibt es schon so manche Entscheidung zu treffen.
07:24Wie verfahren wir mit dem Dorfbewohner, der in einer gefährlichen Infektion leidet?
07:28Arbeiten wir mit den Soldaten oder einer abtrünnigen Wissenschaftlerin zusammen?
07:32Schleichen wir uns durch ein feindliches Lager oder schalten wir einfach alle Gegner aus?
07:36Atomfall lässt uns größtenteils freie Hand und bestraft uns auch nicht mit allzu schweren Konsequenzen.
07:42Es gibt etwa kein Rufsystem bei Fraktionen.
07:45Haben wir einen ganzen Bunger voller Soldaten abgemurkst, lassen uns deren Kollegen trotzdem noch ungehindert in ihre Basis und haben davon wohl einfach nichts mitbekommen.
07:53Das ist auch praktisch, denn obwohl wir uns manchmal lieber bedeckt halten würden, machen unser Schleichsystem und die Gegner-KI dabei oft einen Strich durch die Rechnung.
08:01Soldaten, Droiden und Banditen haben zwar manchmal Aussetzer und scheinen dann blind und taub zu sein,
08:06für gewöhnlich erspähen sie uns auf den Standardeinstellungen aber extrem schnell.
08:10Auch nach mehreren Versuchen gelingt es uns nicht ungesehen durch eine feindliche Basis zu schleichen.
08:15Sich in den Schatten zu verstecken hilft aber auch nicht.
08:18Denn selbst in stockdunklen Bunkern, in denen wir die Hand vor Augen kaum sehen, werden wir sofort entdeckt.
08:23Lediglich in hohem Gras sind wir nicht sichtbar, aber das wächst längst nicht überall, wo wir es brauchen könnten.
08:29Atomfall gibt uns außerdem kaum Werkzeug an die Hand, um Gegner abzulenken oder leise auszuschalten.
08:34Wir können entweder einen Kopftreffer mit dem Bogen landen oder einen überraschenden Nahkampfangriff von hinten wagen.
08:40Praktische Schleich-Gadgets gibt es nicht.
08:43Lieber stellen wir uns Gegnern also im offenen Kampf, der deutlich mehr Spaß macht.
08:47Unter unseren Treffern mit Axt, Messer oder Cricket-Schläger zucken feindliche Kämpfer zusammen.
08:52Bei Bedarf können wir sie aber auch auf die Gegner werfen.
08:55Gerade in den schweren Nahkampfwaffen steckt spürbar Wucht.
08:58Dasselbe gilt auch für unsere Schusswaffen.
09:05Wir müssen zwar auf unseren begrenzten Munitionsvorrat achten,
09:08haben aber eigentlich immer genug Patronen, um ganze Gegnergruppen auszuschalten.
09:12Wichtig ist nur, dass wir Kopftreffer landen.
09:15Menschliche Gegner erledigen wir dann zuverlässig mit einem Schuss.
09:25Deutlich mehr halten Kampfroboter sowie mutierte Pflanzen und Menschen aus,
09:29in die wir teilweise ein halbes Magazin entleeren müssen.
09:32Glücklicherweise haben wir auch noch Granaten und Molotow-Cocktails mit ordentlich Wumms im Arsenal.
09:37Damit jagen wir nicht nur ganze Banditen-Patrouillen hoch,
09:40sondern heizen auch den Blecheimern ordentlich ein.
09:43Reicht es doch mal nicht, erledigen wir Mutanten mit ein paar Kopftreffern und Roboter,
09:47in denen wir Schwachstellen anvisieren.
09:50Ebenso schnell wie unsere Gegner kippen aber auch wir aus den Latschen.
09:53Erwischt uns der Flammenwerfer eines Roboters, der Schlag eines Mutanten
09:57oder fangen wir ein paar Kugeln aus dem Sturmgewehr, dürfen wir ganz schnell zum letzten Spielstand zurückkehren.
10:02Etwas stärker werden wir durch das Freischalten neuer Fähigkeiten, von denen es insgesamt 27 gibt.
10:08Hier warten dabei eher kleinere Buffs oder etwa die Möglichkeit,
10:11Fallen zu entschärfen statt wirklich spielverändernder Skills.
10:14Kämpfe, Erkundungen, Rätseln – Atomfall hat uns im Test fast immer Spaß gemacht.
10:19Lediglich das unausgegorene Schleichsystem sorgte manchmal für Frust.
10:23Andere Schwächen wie das unübersichtliche Menü oder die wenig wendungsreiche Geschichte
10:28kommen dagegen bei der kurzen Spieldauer nicht so sehr zum Tragen.
10:31Wir sind fast jedem Hinweis gefolgt und haben alle Gebiete bis ins letzte Eck erkundet
10:35und haben dafür etwa 20 Stunden gebraucht.
10:38Auf technische Probleme sind wir dabei nicht gestoßen.
10:41Auf dem PC lief das Spiel flüssig in hohen bis sehr hohen Details.
10:45Und auch auf der PlayStation 5 lief das Spiel ohne Auffälligkeiten mit 60 FPS.
10:49Eine Unterscheidung zwischen Quality und Performance Mode gibt es nicht.
10:53Bugs waren für uns auf beiden Plattformen kein Problem.
10:56Lediglich die deutsche Übersetzung ist an manchen Stellen fehlerhaft
10:59und spuckt etwa französische Sätze oder seltsame Formulierungen aus.
11:03Wir verzehren etwa ein Erste-Hilfe-Kit.
11:06Dialoge gibt es nur auf Englisch zu hören.
11:09Viele Figuren sprechen mit ausgeprägten Akzenten und Dialekten,
11:12weshalb wir uns manchmal komplett auf die deutschen Untertitel verlassen müssten.
11:15Ihr merkt es schon, Atomfall ist ein apokalyptisches Abenteuer mit Ecken und Kanten.
11:20Gerade die machen aber auch teilweise seinen Charme aus.
11:23Es erreicht nicht die Produktionsqualität eines Blockbuster-Titels
11:26und wird für Entwickler Rebellion wahrscheinlich auch nicht der große Durchbruch sein.
11:30Aber Fans von Stalker oder Fallout, die etwas für Detektivarbeit und Rätseleien übrig haben
11:35und den Spielen nicht immer an die Hand genommen werden möchten,
11:38dürfen sich mit Atomfall auf ein kleines Highlight freuen.

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